Die Worte waren auf einem Feld gesprochen, da war kein Haus, ‚für Gott erbaut’. Da war kein Altar, von dem der Rauch zum Himmel stieg, es gab keinen Priester und kein Heiligtum.
Sie umstanden einen Menschen, auf den sie hinsahen und der sie alle umher ansah, die ihm zuhörten. Es gab das Sprechen einer Stimme und das Hören auf das Sprechen - und auch das war ein Bild, das sie bildeten, weil die Kraft von ihm ausging und in seinen Worten auf sie überging.
Im Augenblick des Weinens, auch da, als die Kinder sich das Weinen verbissen haben, waren Menschen angekommen, wo Gott das Bild, nach dem seine Kinder geschaffen waren, erkannte. Barmherzigkeit wandte ihnen den Lohn zu, den die Menschen ihrer Welt ihnen nicht geben wollten. Vergeben können sollten sie, was ihnen angetan wurde und lieben, welche die Feinde waren. Und wer das sagen konnte, der konnte es auch tun: der, der sagen konnte: Ich aber!’
Eine Hoch-Zeit ist angebrochen. Aber eine andere Zeit wird sein, wenn der ‚Bräutigam’ fortgenommen worden ist. Ein Geschehen bildet sich aus, als die Worte Vorgriff waren auf eine kommende Wirklichkeit.
Alle, die zuhörten, wurden als die ‚Kinder des Allerhöchsten’ angesprochen. Zwölf von ihnen sollten auf seinem Weg mit ihm gehen.
Selig werden Menschen sein, wenn sie weinen können. Um das Vergangene müssen sie weinen, wo sich für eine Zeit die Wahrheit als wirklich zeigte und nach ihnen gegriffen hatte. Für einen Augenblick haben sie das Licht gesehen und dann fiel die ‚Hülle’, mit der alle Völker auch weiter bedeckt sind, über sie, hüllte alles ein, was einmal deutlich und sichtbar gewesen ist.
Eine Hoch-Zeit währt nicht lange, die Berührung durch die Ewigkeit zieht sich zurück und ist Erinnerung, wird zu Schmerz, wenn die alte Wunde berührt wird. Hundert Jahre, tausend Jahre sind vor Gott wie der Tag, der gestern vergangen ist. Unter Menschen sind das lange Zeiten, und sie können vergessen, müssen vergessen, obwohl sie an den Zeiten tragen, die vergangen sind.
Aber Gott vergisst nicht; es ist alles, als sei es gestern gewesen. Weiterleben wird die Menschheit als eine verletzte Menschheit. Jemand wird der verletzten Menschheit wohltun müssen. Jemand wird beten müssen, mit aller Kraft, die der verletzten Menschlichkeit noch geblieben ist, für die, welche misshandeln müssen und sogar in denen, welche den Feind lieben wollen, auch noch einen Feind sehen.
Erkennen wird das nur ein Mensch, der selber zu den Verletzten der Menschheitsgeschichte gehört, der selber ein Teil der Welt ist und dem feind sein müsste, was ihn verletzte und ausstieß aus der Gemeinschaft - und dem die Erinnerung nicht verlorenging, daß da auch ein anderes Menschenbild gewesen ist im ‚Davor’. Es hat ein ‚Davor’ gegeben, das darauf aus gewesen ist, angenommen zu werden, bevor es in das Fernesein und in das Fremdsein gestoßen worden war.
Feind ist einem das Leben, das an das eigene Leben will, weil es an das Brot und alle Nahrung, die das Leben erhält, geht, an den Boden, der zum Lebensgrund geworden ist, sich heranmacht an das Wasser für Tier und Mensch, an die Luft, die geatmet werden will, an die Lebensgründe, die einen selber erhalten.
Alle Kraft, die im Leben steckt, entfesselt sich, steigt auf, macht zum Feind für die, die ihre Mitmenschen zu ihren Feinden machen. Die, welche in seiner Wahrheit gehen und die Last tragen, die davon ausgeht, werden noch um ganz anderer Dinge willen befragt, wo es nicht nur um das Ährenausraufen am Sabbat geht: ‚Warum tut ihr das, was ihr tut?’
Es nützt ihnen wenig, daß sie sich auf seine Worte berufen. Niemand ergreift für sie das Wort, wenn sie verfolgt werden, ausgestoßen, verfemt sind und getötet werden, weil sie nicht Böses tun, wenn es verlangt wird. Sie segnen, wo fluchen angebracht wäre. Und beten.
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