Kapitel 5, Vers 1/1

Da liegt der große See, ihr See, wie ein Spiegel für den Himmel, der darüber ist und über ihrem Land. Himmel steht über allem, was ihnen Heimat und zu Hause ist; war schon dagewesen, bevor Menschen ihrer Herkunft und ihrer Sprache dort angekommen waren. Der Himmel war vorher für andere dagewesen.

Nun steht er am See Genezareth. Boote, Fischer, Licht über dem Wasser. Menschen drängen am Ufer des Sees und wollen ihn sehen, und wollen ihn hören. Er sieht sie an: Volk! Eine Stimme trägt nicht weit, die Augen reichen weiter, erfassen den See, die fernen Ufer, den Himmel darüber, die Menschen. Boote liegen am Strand, Männer arbeiten.

Wellen laufen auf den Strand, rollen an, die nächste schlingt unter sich, was zurückläuft, Wellen kommen, lecken über Sand und Steine, verlaufen sich, unaufhörlich, immer fort und fort - Wind geht darüber hin, nimmt mit sich die Worte. Kein Haus, kein Tempel schützt sie, gibt den Worten Nachdruck, macht sie wichtig. Sie hatten gesagt, hinter seinen Worten steht Macht, steht Kraft - und etwas davon ist auf sie gekommen, die dabei gewesen waren.

Jedoch kein Prophet ist ‚angenehm und willkommen’ in seinem Vaterland. Er musste es ihnen sagen, damit sie es wieder wissen. Doch das Kind gehörte in sein Vaterland, wurde gekannt, kannte alles was geschah, wußte dann, wie es geschah. Und sah alles, hörte alles, auch das, wovon sie nicht redeten, worüber sie schwiegen, wovon nicht gesprochen werden durfte, was wie vergessen war und sah die Spuren von Wunden und Verletzungen, die ihr Leben tragen mußte, die, von denen das Kind sein Leben hatte, die Sprache, den Glauben auch. Und wuchs heran, wuchs auf unter ihnen, ging seinen Weg, ging fort, wurde fortgetrieben: wie einmal ein anderer, der durch die Fremde ging und zurückkam aus dem öden Land.

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