Kapitel 3, Vers 1/1

Unter der Herrschaft der Namen, in die sich das Land teilen muss, unter dem Gewicht der Mächte, die über ihnen sind, werden sie alle versucht zu tun, wovon geschrieben wurde: <Denn wie ein Hungriger träumt, daß er esse, wenn er aber aufwacht, so ist sein Verlangen nicht gestillt, und wie ein Durstiger träumt, daß er trinke, wenn er aber aufwacht, ist er matt und durstig.> Sie sind alle versucht, an einem Nachtgesicht teilzuhaben, von dem sie bald nicht mehr wissen, welches stellt nun die Wirklichkeit dar und welches Erwachen wartet danach. Denn die Zeiten wiederholen sich, in denen gilt: <Der Herr hat über euch einen Geist des tiefen Schlafs ausgegossen und eure Augen, die Propheten, zugetan, und eure Häupter, die Seher, hat er vorhüllt. Darum sind euch alle Offenbarungen wie die Worte eines versiegelten Buches.> (Jes 29,10ff)

Johannes ging fort, weil er das Siegel von dem Offenbaren des Buches lösen wollte, um hineinzusehen, um dann zu erkennen, daß ein Traum, ein Nachtgesicht, auch Wirklichkeit ist, wenn „die Menge der Völker“ gegen Ariel angeht, wenn die „Menge der Völker“ das ‚Licht der Völker’ und die Menschen, die es über sich oder mit sich wissen, in das Dunkel der Vernichtung treibt. Wie ein Traum ist die Erwartung: <Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels!>

Das wird er zu sagen haben, im Wispern des Staubes, aber er wird es nicht sein können, der den Tauben die Ohren auftut, damit sie, die lesen könnten, die Worte aus dem Buch zu hören kriegen. Aber den Elenden und den Armen muss er sagen, daß sie fröhlich sein sollen ‚in dem Herrn’ und Freude haben, wie andere Güter haben. „Fröhlich in dem Heiligen Israels“ - das wird sie auf den Weg bringen, wie damals die Erwartung, in der Wüste ein Fest zu feiern, verbunden war mit der Forderung an Pharao: <Laß mein Volk ziehen!> (2. Mose 5) Die Zeit des ‚Pharao’ wird sich wiederholen und die Herrscher ‚über das Volk’ werden sich selber einreden dürfen: <Wir haben mit dem Tod einen Bund geschlossen!>

Sie können sicher sein: <Wir haben mit dem Totenreich einen Vertrag gemacht. Wenn die brausende Flut daherfährt, wird sie uns nicht treffen: Wir haben Lüge zu unserer Zuflucht und Trug zu unserem Schutz gemacht.> (Jes 28.15)

Die ‚Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen’. Aber sie werden nicht zeigen dürfen, daß sie sehen aus ihrem Dunkel und aus der Finsternis hinaus. Die Anderen, die ihren Vertrag geschlossen haben mit dem Tod und, geschützt vom Trug, die Lüge als Zuflucht haben, ertragen es nicht, daß da die Augen sind, die alle nach ihnen sehen. Ein Mund, der ihnen die Klage entgegenwirft, wird nicht lange genug reden können, um das Volk zu rufen, damit es sich sammelt für das Fest in der Wüste. Aber dort draußen würde ein jeder von ihnen sein <wie eine Zuflucht vor dem Wind, wie ein Schutz vor dem Platzregen, wie Wasserbäche am dürren Ort, wie der Schatten eines großen Felsens im trocknen Lande!> (Jes 32,2)

Vielleicht ist dies der Traum, das Nachtgesicht, was einen dann am Morgen alleine und verlassen und hungrig im Elend zurücklässt.

Er, der aus der Wüste kommt, erkennt, was es bedeutete, wenn Stein und Baum, wenn Wasser und eine Zuflucht vor dem Sturm einem erreichbar sind. Nun werden sie unter Menschen sein müssen, als lebten sie wieder in den Wüsten. Nicht jeder wird dem anderen bei seinem Fliehen Zuflucht sein oder Schutz oder Wasser für den Durst und ein Schatten unter einer verbrennenden Sonne.

Sie werden darauf warten müssen, daß Gott noch einmal spricht, „der Abraham erlöst hat“: <Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen: Denn wenn sie sehen werden die Werke, die Kinder in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen!> (Jes 29.22)

Sie werden seine Kinder in ihrer Mitte haben, die Völker werden an ihnen ‚seinen Namen heiligen.’

Ein ‚Herr’ wird Gott genannt, dessen Name nicht in Erscheinung tritt. Wird er ‚einen jeden in sein Erbteil und in sein Land zurückbringen’, wenn erst die ‚Menge der Völker’ herankommt?

Das wird er ihnen nicht sagen, weil es so sichtbar sein wird: <Mein Erbe ist wie der bunte Vogel, um den sich Vögel sammeln: Wohlauf und sammelt euch, alle Tiere des Feldes, kommt! Und: Fresst!> (Jer 12.9.15)

Es ist ihnen eingegeben, den Tieren wie den Menschen, sie müssen über einen herfallen, bis - über Jahr und Tag, oder über l00 Jahre oder tausend - bis „über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe!“

Die Worte des Buches werden gelesen, die ‚offenbare Wahrheit’ des Buches wird versiegelt bleiben ‚

Johannes war in der Wüste und kommt zurück ‚in das ganze Land.’ Zu einer Gestalt ist ihm das ganze Land geworden in seinen Höhen und Tiefen, mit seiner Vergangenheit und mit seiner Zukunft. Menschen sind in es eingewurzelt und können als Menschen auch wieder herausgerissen werden. Von einem weit ‚Draußen’ hat er auf das Land hingesehen.

Von einem ‚dienen ohne Furcht unser Leben lang’ hatte sein Vater gesprochen (Kap 1, 74.76), auf ihn gesehen und die Worte gebraucht: <Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten heißen Du wirst vor dem Herrn hergehen, daß du seinen Weg bereitest und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in Vergebung der Sünden.> Er hat gefühlt mit jenem Vogel, von dem in dem alten Spruch geredet wurde. Ihm ist, als schicke Gott ihn aus, wie jener Vater, der es hätte wissen müssen, als er den Sohn mitten unter die Brüder schickte.

Es verlockt ihn, es auch bei sich auszusprechen und ergreift sein Wollen: <Ich will die Finsternis vor ihnen her zu Licht machen!> (Jes 42)

Nun soll er vor die Augen hintreten, die aus dem Dunkel und dem Finsteren sehen sollen und blind sind, wie sie als Hörer taub sind und als sprechende Menschen stumm.

„In der Wüste Wasser -„: Wer wird ihm zu trinken geben, wer ihn aufnehmen, wenn nicht mehr die Wüste ihn hält und nährt mit dem Himmel auch, der über ihr ist? In der Wüste das Wasser, das hatte er gefunden. Über eine Grenze war er gegangen, als er in die Wüste ging, weit fort vom Land seiner Väter, heraus aus seinem Mutterland.

Er verließ Brauch und Gesetz, ging weg von allem, was ihn trug und erhielt und zum Widerstand geworden war, als in ihm etwas aufwuchs und Kraft entfaltete, nach Raum suchte und nach einem besonderen Licht, welches das Dunkel, das ihn umgab, erhellen sollte.

Sein Vater wurde aus seiner Verstummtheit geweckt, als er das Namenswort fand, das in ihn eingedrungen war und weil ein falscher Name über dem Kind genannt werden sollte. Da wollte es in ihm rufen und laut schreien: ‚Halt! Es muss der richtige Name sein, mit dem er gerufen wird. Wie sollen die Boten Gottes, seine Zeichen, seine Worte ihn finden, wenn das Wort des Rufens nicht den Klang in ihm weckt, der ihn kommen läßt?’

Wenn es aus dem Himmel her geschieht, oder in der Wüste, am Tage oder in der Nacht, oder auf einem einsamen Berg: der Name ist der Schlüssel, mit dem sich das Verborgene auftun läßt, wenn die Nähe Gottes die Flamme des Geistes ihm erweckt und der Kraft in ihm eine Gestalt gibt.

Der ‚Kraft des Elia’ - war er nahegekommen. Er wurde zu einem Träger der Worte, die aus der Stille kamen und zum Nachgestalter einer Wirklichkeit, in die er hineinsehen und hineinhören konnte.

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