Kapitel 18, Vers 1/1

Wo? fragt es. Wann kommt das Reich Gottes? 'Wo ist -?'

Ein Sprichwort wirft er hin: <’Wo das Aas ist’–> Sie werden sehen, wenn es geschieht, werden merken, wo das Wo? ist; sie selber werden zu Zeugen gemacht.

Deswegen ergeht die Mahnung, daß man <allezeit beten> soll.

Viel ist verlangt, wenn fortwährend die lauten Stimmen um einen sind, auch in einem selber reden, einredend sich bemerkbar machen. 'Nicht nachlassen' wird geraten. Es ist nicht möglich, das zu tun: In getrennten Welten lebt jeder: Zwei liegen auf einem Bett: Wo sind dabei die Gedanken, von welchen Bildern wird jeder heimgesucht? Lebenerhaltende Tätigkeiten fordern ihr Recht, brauchen Hingabe. Die Arbeit erfordert Kraft, nachlassen muß die Kraftzufuhr, die dem Beten dient. Zwei Frauen mahlen - wer kann sagen, womit jede wirklich beschäftigt ist? Die eine wird angenommen, die andre verworfen, behauptet Jesus.

Den 'Auserwählten' Recht schaffen ist Hoffnung, deren Bestätigung noch aussteht. Um Recht muß gestritten werden, Recht muß erkämpft werden. Recht erhält niemand, nur weil <Tag und Nacht> gerufen wird.

Auch da überfällt einen die Frage, wann Gott den Nicht-Verworfenen ihr Recht zuteil werden läßt. Der Richter hat Angst, daß die Frau ihm 'etwas antue.' Er handelt, weil sie ihn unter Druck setzt. Er spricht ihrem Anliegen Recht zu, damit sie ihm nicht ins Gesicht fährt, die bedrängte Frau, und damit er eine Last und Mühe los ist.

So umgetrieben, so besessen vom Begehren, daß Gerechtigkeit wird, soll ein Betender sein.

Jesus stellt einem die Frage, auf die keine Antwort erwartet wird: <'Doch wenn des Menschen Sohn kommt - meinst du, er werde den Glauben finden auf Erden?'>

'Meinst du? Kannst du dir das vorstellen?' 'Gib Antwort!' - 'Du! Glaubst du, daß Gott Glauben findet: bei Dir?' Der Glaube schreit aus Bedrängnis nach Erhörung, nach Heilung, nach Erfüllung. Nicht dem Mitmenschen fährt der Glaube ins Gesicht, lädt Lasten auf, verursacht Mühe mit dem Zorn getäuschter Erwartung, nährt nicht die Verachtung, die andren gilt. Jesus rät nicht an, was er nicht selber tut. Wer hinsieht, gewinnt für einen Augenblick, Einblick in das innere Sprechen des Jesus.

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