'Ich weiß wohl, was ich tun will, hätte von dem Verlorenen in der Geschichte des Jesus gelten können. Er konnte auf seinem Weg nicht weitergehen. Er hätte nur noch verderben können.
Jesus hat sich seinen Vertrauten zugewandt. Seit der Weg nach Jerusalem die Richtung bestimmt, entstehen Fragen und erhalten Antworten. Jesus ist entschieden. 'Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen' ließ er den Sohn in seiner Geschichte sagen. 'Was sollen wir tun' fragt es in den Jüngern.
'Ist es klug, auf einem solchen Weg zu gehen, dessen Bestimmung undeutlich ist?'
<Was soll ich tun?> läßt Jesus den Mann sagen, dem der Verlust seiner Stellung droht und der alles verlieren kann. Bis zu diesem Augenblick, da ihm der Untergang drohend näherkommt, scheint er genau gewußt zu haben, was er machte und wie er es anstellen mußte, um zu Wohlstand zu kommen. Er hat immer gewußt, was er wollte.
Und er weiß immer noch, was er tun will: <Ich weiß wohl, was ich tun will!> sagt er zu sich selber.
<Es war ein reicher Mann!>
Eine Geschichte fängt an: wer selber kein Reicher ist, kann Anteil haben am Reichtum, indem er Reichtum verwaltet, der ihm nicht gehört, worüber er jedoch verfügen kann. Er waltet seines Amtes. Eine Ansprache ist es, die sich an alle richtet, die in ihrem Leben Haushalter sein müssen. Gut ist es, in einem Land zu leben, in dem es reiche Leute gibt. Unterschwellige Vorwürfe, auch Unrecht hänge am Reichtum und: viele Möglichkeiten. Teilhaber sein, mitmachen können: sein Amt ist alles, was er hat; dazu hat er's bringen können, dazu werden seine Fähigkeiten gebraucht: zur Verwaltung und zum Mehren des Reichtums wird er benutzt.
Sein Dasein, sein Leben ist gebunden an die Reichen, er hat sich an sie gehängt - und hängt nun von ihnen ab. Er kennt sich und weiß, was er kann: <'Graben kann ich nicht - und zu betteln schäme ich mich!'>
Es hilft kein Beten, es gibt keine Einsicht in die Notwendigkeit einer Umkehr: 'Wenn ich selber falle, dann fallen alle andren auch mit mir!' Wenn ein Zusammenbruch kommt, muß er alle mit sich reißen; die Teile stürzen mit dem Ganzen.
Sein Himmel ist die Welt der Reichen, die in den Reichen der Welt zu hause sind, auch wenn die auf tönernen Füßen stehen, die mit Eisen vermischt sind und über Leichen gehen können.
Dabei gibt es kein: 'Sündigen gegen den Himmel', außer ein Sündigen an denen, die sich den notwendigen Schritten in den Weg stellen. Jeder hat Anteil an der Gewalt, die von oben kontrolliert wird und weitergegeben wird. Zum Graben ist nicht jeder gemacht. Als Bettler durch die Länder ziehen kommt fast den Schweinehirten machen bei fremden Menschen gleich.
Er ist ein Stellvertreter, und als solcher handelt er auch jetzt, als es an ihn kommt, daß er Rechnung zu legen hat von seinem Wirtschaften. Aber ein Statthalter hat das Recht, Gunst zu gewähren, Vorteile zuzugestehen, von Geschäften seinen Gewinn einzustreichen, läßt Abstriche vornehmen, Schulden streichen, Vergünstigungen geben - und niemand merkt, daß die Angst ihn dazu treibt. Die Furcht vor der Forderung: 'Leg Rechnung ab - zeig, wie es steht mit dem Vermögen, das dir anvertraut worden ist' bringt ihn durcheinander, aber nicht so, daß er nicht mehr wüßte, was er tut. Das Amt ist alles, was er hat und worüber er verfügt ist seine Amtsgewalt. Jemand hat ihn verleumdet, beschuldigt, Verdacht besteht gegen seine Geschäfte und gegen seine Redlichkeit.
Er greift zurück auf seine Amtsmacht und wendet sich an die, mit denen er im gegenseitigen Vertrauen Geschäfte gemacht hat. Geschäfte macht er auch weiter, damit er nicht auf einmal auf der Straße steht. Er kauft sich ein bei Anderen, indem er sie sich zu Schuldnern macht, setzt auf ihren Eigennutz, auf ihre Verschwiegenheit und ihr Entgegenkommen. Wer rechnen kann, erzeigt sich dankbar, wenn seine Rechnung aufgeht, gleich aus welchen Gründen der Andre aus dem Amte geht. Solange er lebt und Einfluß hat, muß seine Verschwiegenheit zum Nutzen der gegenseitigen Abmachungen in Rechnung gestellt werden,
'Ungerecht! Aber klug!' ist das Urteil über ihn. Es muß nur alles gut gehen, dann zahlt sich Untreue als Klugheit aus.
Es lassen sich auch Menschen kaufen, es lassen sich Zutrauen und Freundschaft kaufen, wenn einer die Möglichkeiten dazu hat. Es läßt sich Hab und Gut kaufen und verkaufen, es läßt sich Grund und Boden kaufen und verkaufen. Es fragt niemand nach den Gründen, die einen antreiben. Die <Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichts!> urteilt Jesus.
<Wieviel bist du schuldig?> wird gefragt.
<'Du aber, wieviel bist du schuldig?'> fragte der Mann die Schuldner seines Herrn. Schulden werden ermäßigt, Schulden werden gestrichen, um sich die Vertragspartner zu verpflichten. Er weiß, was er tun muß, damit sie ihn <in ihre Häuser nehmen>, wenn es so weit ist.
Darauf kommt es dem Erzähler an, damit sich jeder die Frage stellt nach dem, was er tun wird, wenn Rechenschaft gefordert wird, wo jeder sich fragen muß: 'Weiß ich, was ich tun will?'
Um dann, wenn das Amt verloren ist, bei andren Zuflucht zu finden, die weniger Schuld zu tragen haben, deren Lasten geringer geworden sind, die in der Lage sind, ihre verbliebene Schuld zu begleichen. Die andren haben vielleicht nicht genug, um ihre Schuld abtragen zu können, und sind deswegen auf Gnade angewiesen, die bei Geld- und Schuldengeschäft nicht angebracht ist. Ihnen bleibt nichts andres übrig, als auf das Angebot einzugehen, das sie zu Komplizen der Schuldverstrickung eines andren macht. Er hilft ihnen, sie helfen ihm.
Dankbarkeit ist es nicht, was sie miteinander verbindet. Harte Notwendigkeit läßt sie zueinander stehen. Bindungen sind entstanden, die haltbar sind, aus Schuld und Betrug und Schuldigsein und Schuldigbleiben. Alles auf Gegenseitigkeit im Bewältigen der Schuld und in der Furcht vor dem Sichverantwortenmüssen.
In der Welt der 'Kinder des Lichts', die wissen müßten, was sie wollen, sollten alle zueinander stehen können und der eine dem andren die Schulden verringern helfen. Denn es wird Rechenschaft gefordert werden - von jedem. Auf jedem liegt der Verdacht, daß veruntreut worden ist beim Haushalten über die Güter, die ihm anvertraut wurden.
Wohin kann er gehen, an wen sich wenden, wenn nicht an die, die gefangen sind in einem Netz von gegenseitiger Schuldverstrickung. Wer einmal im Haben ist und über Güter gesetzt war, geht nicht unter, sondern fällt auf die Füße, selbst wenn die Beauftragung hinfällig geworden ist.
Das mag der Grund sein, warum arme Leute kein gemeinsam gewirktes Netz von gegenseitigen Abhängigkeiten haben, das sie schützen kann und auffängt, was vom Fallen bedroht ist.
'Ich weiß, was ich tun werde!' hat der Mensch gewußt und hat gehandelt nach seinem Wissen, das er in ein Können umsetzte.
<'Macht euch Freunde!> sagt Jesus. Freunde haben sie sich zu schaffen, die sie aufnehmen 'in die ewigen Hütten', wenn es mit der alles verbindenden Klammer des Mammons vorbei ist.
'Was ist er uns schuldig, jetzt, wo er wiedergekommen ist, womit niemand wirklich rechnen konnte?' hat sich der Bruder gedacht, als der junge Mann in der Geschichte zurückkehrte, der fortging auf der Suche nach einem Echo auf etwas, was er verloren glaubte und zu finden hoffte - nach einer Gestalt seiner Vergangenheit suchte, stillgewordenen Lebensbildern folgend, die er in sich trug und für die er sich einen Freund hoffte. Seine Vergangenheit war nicht verstummt und nicht vergessen, was auch hinter ihm lag, verborgen auch in der Lebensgeschichte des Vaters; die Spuren waren noch zu sehen. Er machte Worte, wenn nichts anderes, aber doch die Worte.
Worte waren sein Verlaß, wenn die Wege, die seine Füße abschritten, erst wieder zu dem Mann zurückführten, der sein Vater ist, der sich auch vor dem Himmel wußte, erfüllt von allem, was die Worte meinten: 'Ich habe gesündigt -Himmel - vor dir - ': Keine Entschuldigungen, keine Ausreden. Nichts vorzuweisen, kein Hinweis auf die Pflichten, die getragen wurden: für den Wohlstand, von dem auch andre versorgt wurden, die Verantwortung, die Arbeit, die gelungen war, die Mühsal eines Lebens.
Vor dem Himmel ist die Trauer zu tragen, Trauer über die Wege, die nie gegangen wurden, über Menschen, mit denen kein Zusammenfinden war, die nicht zu Freunden wurden, wo es versäumt wurde, sich zu lieben. Vorzuweisen hat er nur sein Warten auf den Sohn, der ihn verließ, und der wiederkehren würde, weil sein Erwarten immer noch um ihn ist.
Es gibt kein Vergessen, daß der Sohn einmal ein Kind gewesen ist; der Vater hat den Glauben des Kindes nicht verraten - und nicht die heimlichen Tränen vergessen, die in seinem Inneren weinten.
Für den Heimkehrenden ist es mit dem Besitz und dem Wohlstand vorbei. Sein Bruder hat auch ein Haushalter zu sein und ist seinen Freunden verpflichtet und dem Gut, nicht mehr einem, der aus dem Elend kommt. Er hatte nichts mitzubringen, womit er sich den Bruder zum Freund machen könnte. Er mußte nicht mehr aufgenommen werden in ihre Gemeinschaft. Es mußte genügen, einer der Tagelöhner und Arbeiter zu sein.
Was er zu sagen hat, das kann nur zu einem gesprochen werden, der weiß, wie wichtig die Freunde sind, die einen in die ewigen Hütten aufnehmen, und der selber auf dem Wege dorthin ist, an dem Worte nicht ihren Klang verlieren, wenn sie erst mal gesprochen sind - vor dem Himmel.
Und vor dem Mann, der selber vor dem Himmel steht: Keine Entschuldigungen, nur die Worte der Wahrheit sprechen: seiner Wahrheit, die er gefunden hat. Geringer Ertrag ist das, hat keinen Schein, keinen Glanz. Ist nichts, um sich großzumachen. Ist nichts, was mitzubringen lohnte. Ist nichts, um Anerkennung zu erhalten.
<War tot - ist wieder lebendig geworden. War verloren - ist wieder gefunden worden!> Die Erinnerung an diese Worte bleibt, auch wenn der Vater ihm nichts anderes hinterläßt. Das ist Vermächtnis, das nicht verloren werden kann.
Schuldig bleiben sie alle etwas, die Kinder der Welt und die Kinder des Lichtes. Vertragen müßten sie sich, sich gegenseitig aushalten wenigstens und sich miteinander zu Freunden machen. Denn Amt und Auftrag tragen nur für eine Zeit und was Menschen miteinander zu verbinden scheint, Besitz, Land, Eigentum, Geld, Volk, Sprache, Kultur, kann verloren gehen oder genommen werden -.
'Ich sage!' hieß das Wort, 'macht euch Freunde!' Jesus ahnte, daß es einmal heißen wird: 'Warum habt Ihr euch so viele Feinde gemacht - um des Mammons willen?'
Viele ungerechte Haushalter sind unter den Kindern der Welt; nur einer geringen Zahl von ihnen wird Rechenschaft abverlangt. So klug sind die Menschen der Welt nun auch wieder nicht, daß sie Rechenschaft fordern von denen, die das gemeinsame Gut veruntreuen. Aber den Kindern des Lichtes müßte das Wissen eignen, wie mit dem Mittel des Geldes und der Geldwirtschaft Freunde zu schaffen sind.
Geschichten, die eine Botschaft tragen, sollen die Jünger durch die Welt bringen und allen, die davon betroffen sind, mitteilen. 'Nimm den Schein deiner Schuld und setz andre Werte ein und mindere deine Schulden!' Denn was der Vater über seinen Sohn sprach - das muß auch andren Söhnen gelten, die wissen, daß sie verloren sind.
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