<’Aber ich - !’> spricht seine Stimme an gegen die vielen andren Stimmen: Aber ich!> setzt er seine Worte gegen den Druck, den die Menschenwirklichkeit auf jeden hat und auf die Völker, in denen sie zusammengefasst sind.
<’Aber ich!’> <’Ich sage euch, die ihr zuhöret!’>
Eine Menschenstimme reicht nicht weit, die Worte verwehen und sind wie nicht gewesen, wenn sie von niemandem aufgenommen werden. Vergangen und vergessen wäre alles, wenn nicht ein aufmerksames Leben die Worte aufgenommen hätte.
Eine eigene Wirklichkeit erhielten die Worte, als sie zur Schrift geworden waren. Das Leben dahinter verschwand, übrig blieb die Schrift. <Die ihr zuhört!> hat Jesus gesagt.
Er hat die gemeint, die mit ihm waren, als er mit seiner Stimme die Menschen als Zuhörer und Empfänger seiner Worte erreichte.
Dem ‚Ich aber’ - kam in den Anderen das: ‚Wir aber!’ entgegen. Sie hören, sie nehmen auf, sie behalten und bewahren, und vergessen auch oder verlieren den Sinn.
Jesus selber muss fragen: <’Warum tut ihr nicht, was ich euch sage?’> Gott wird einmal fragen müssen: ‚Warum habt ihr nicht getan, was euch gesagt worden war?’
Die Tränen der Traurigkeit können nicht abgewischt werden, wenn denen kein Lieben entgegenkommt, die hassen, wenn kein Segen gesprochen wird, die verfluchen. Wenn nun zu beten ist, dann für die, ‚so euch beleidigen’, die misshandeln, kränken, verletzten, Leid zugefügt haben, Leiden machten. Der ungeheure Vorrat an Empfindungen, Gefühlen, von nie ausgesprochenen Erwiderungen des Herzens auf alles, was einem widerfahren ist, an Kränkung, Verletzung, Beleidigung ist angeregt, will sagen: ‚Ich aber - ‚, wie alle antworten könnten mit: ‚Wir aber!’
Und Jesus hat gerade gesagt: ‚Ich aber sage euch - !’
Nie werden sie mit Segnen fertig werden, nicht mit ihrem Lieben, denn der andren Zorn und Wut wird nicht mit Beten und Segnen und Liebe aufzuhalten sein.
Denn was die gewaltigen Massen der Menschen in den Völkern zusammenhält und als Kraftfeld in eine gemeinsame Form zwingt und zur gemeinsamen Handlung befähigt, bedient sich gerade der Instrumente des Verfluchens, Verdammens, des Hassens, der Feindschaft, der Misshandlungen, um Abweichungen, um andere Stimmen und Stimmungen, welche die geballte gemeinsame Kraft auflösen könnten, zu verhindern. Vernichtet wird, was sich entgegensetzen möchte und würde es auch nur eine Stimme sein, die dann noch ihr: ‚Ich aber!’ dagegensetzen möchte.
Aber sie glauben, die Anstifter und Verrichter furchtbarer Taten, selbst in den bösesten Taten werden sie glauben, daß ihnen mit Liebe, mit Segen und Beten begegnet und gedankt wird. Sie werden sicher sein, daß ihnen wohlgeredet wird, wenn alles vorüber ist. Sie werden zuschlagen und zubeißen, auch wenn ihnen einer schon die Kehle hinhält, die Hände hebt oder für sie betet und bittet. Ein Feindseliger darf wissen, von nun an, daß seinem Feindsein, daß dem Fluch Segen entgegensteht. Aber ein feindseliger Mensch soll sich nicht für gerechtfertigt halten in seinem Tun, nur weil für ihn gebetet wird.
Woher nimmt ein ICH das Recht, gegen das, was aus der Geschichte der Menschen herrührt, gegen ihr Verhalten unter ihren gesellschaftlichen Bedingungen und unter dem Zwang der Verhältnisse, unter denen sie ihr Dasein haben, sein <Ich aber!> zu setzen, sein Wort zu geben, daß die anbrechende Wirklichkeit eines Neuen Tages das Antwortverhalten vieler Menschen ändern kann: - von diesem Tage an - bis hin zu jenem Tag, an dem der Lohn sichtbar sein wird, im Himmel.
Noch kann einer sein Gesicht hinhalten für einen zweiten Schlag; die Hand, die ihn schlagen will, wird vielleicht innehalten. Aber es gab Zeiten, da nützte das nichts und es werden Zeiten kommen und Menschen mit ihnen, die gerade dann gereizt und hart zuschlagen werden.
Wohin sieht dabei Jesus, als er dies denen als Anweisung gibt, die mit ihm gehen sollen? Denn er weist nicht an wie ein Herr, der andre an die Arbeit schickt, sondern als einer, der selber gehen wird auf dem Weg, den die Worte zeichnen. Seine Wirklichkeit wird schon sichtbar.
Eine Spur gräbt sich in das Gedächtnis der Menschheit ein. Es sind Menschen, zu denen er spricht, und die anderen sind es auch, zu denen sie geschickt werden mit seinem Auftrag.
Aber Menschen werden nur mit Gewalt abgehalten von ihrer Gewalttätigkeit, lassen nur unter der Drohung, daß ihnen Böses angetan wird, ab von ihrem Bösen, was sie andren antun wollen. Ein hartes ICH muss über ihnen sein, das sie zusammenhält und ihnen Einheitlichkeit verleiht, die sie nicht erreichen könnten, wenn sie der leisen Stimme ihr Gehör schenken würden, die immer im Hintergrund weitersprechen wird: <Wer dich bittet - d e m gib!> <Und wer dir das Deine nimmt, von dem - : fordere es nicht wieder!>
Wenn nun einer käme unter den vielen Menschen, die einem begegnen auf dem Weg ins Leben und durch das Dasein, und würde fragen, bitten darum, daß ihm einer Antwort gibt, nur eine Antwort darauf, ob dieses Wort des Jesus von ihm befolgt worden ist? - Könnte der dann erwarten, dass ihm wenigstens eine Antwort gegeben wird?
<Ich aber!> haben seine Worte bedeutet. ‚Ihr aber! hatten sie gehört. ‚Ich aber -!’ sprach es: ‚Ich kann das nicht. Das kann ich nicht können.’
Bis in ferne Zeiten wird es in allen Seelen weiter sprechen: ‚das kann ich nicht.’
Mit: < - ‚Wie ihr wollt, daß euch die Leute tun, also tut ihnen auch - !’> spricht er zu dem, was an Wollen und an Erwarten in eines jeden Menschen Seele ist, daß nicht gefordert wird, daß das zurückgegeben werden soll, was von eines anderen Eigen genommen worden ist, weil niemand zurückgeben kann, was er sich hat nehmen müssen. Jeder lebt davon, daß es einen Menschen gibt, der nicht fordert, wo ihm genommen werden mußte.
Wenn nun einer begriffen hat, was in ihm selber als Wunsch und als Bedürfen ist, dann muss er auch begreifen können, was in den andren als Notwendigkeit lebt und was ihnen getan werden müsste. Und wenn an andren getan wurde, was die anderen einem selber tun sollten, dann glaubt nur der Glaube, daß etwas davon zurückgegeben wird, was einem ‚die Leute tun sollen.’
Auch Jesus hat das geglaubt in diesem Augenblick, von dem es hieß: <Und alles Volk begehrte, ihn anzurühren, denn es ging Kraft von ihm aus und er heilte alle.> (v.19) Er hat für einen Augenblick glauben müssen, daß das, was er ihnen tat, sie ihm auch eines Tages tun könnten, wenn es so weit wäre, daß er die Anderen und ihre Kraft brauchen könnte. Gilt dann auch, daß nicht eingefordert werden soll, was sie sich genommen haben, von ihm?
<’Wenn ihr liebt, die euch lieben - welchen Dank habt ihr davon?’> Die Freunde, die Wohltäter, alle, die mit einem zu Tisch sitzen, die gleiche Sprache sprechen, zur gleichen Familie gehören, die einen brauchen - von allen gilt: <’Das tun die Sünder auch’>. Das bedeutet keine Rechtfertigung vor der Anfrage. Das entlässt nicht mehr aus dem Auftrag: <’Ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein -!’> ‚Ihr liebt eure Feinde!’ ‚Ihr, die ihr Kinder Gottes seid!’
Und fügt dann hinzu, als taste er nach einer neuen Wegweisung: <’Gott ist gütig über die Undankbaren und Bösen!’>
Woher hat er dieses Wissen mitgebracht? Wie hat er es erfahren? Nach dem Bilde Gottes sind sie geschaffen, die Menschen, die, welche die Kinder Gottes sein werden. In diesen Menschen, welche die ‚Kinder des Allerhöchsten’ sein werden, wird ein Bild Gottes sichtbar, was den vielen anderen Bildern, welche die Völker von Gott haben, widersprechen muss.
Auch davon muss es heißen von jetzt an: <Ich aber!>
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