<Seid barmherzig - !’ sagt er, bittet - und sie verstehen im gleichen Augenblick, daß sie auch gebeten werden, ihm gegenüber und seinen Worten barmherzig zu sein - wenigstens für diesen einen Tag. Sie hören, wie dies mit dem: ‚Ich aber!’ zusammenstimmt und einen neuen Klang gewinnt: <Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!>
Er ist so sicher in seinem Reden, daß sie einen Vater kennen, der barmherzig für sie war. Viele Väter wird es geben, die nicht barmherzig sind und doch ‚Herr Vater’ genannt werden müssen. Aber vom ‚Allerhöchsten’ gilt: Barmherzig ist Gott. Um Gottes willen muss niemand mehr richten! Unter Berufung auf GOTT kann niemand mehr richten. Jedes Leben kennt die dumpfe Angst davor, gerichtet zu werden. Aber was einem andren angetan wird, indem kein Richten mehr ist, das wird einem Menschen getan werden, wenn es einmal ernst ist mit dem Gerichtetwerden oder dem Verdammtwerden oder mit dem Geschenk der Vergebung.
Die Völker jedoch stoßen aufeinander. Sie reiben sich aneinander und reiben sich gegenseitig auf. Gerechtigkeit gibt es dabei nicht. So viel Geschehen verdient die Verurteilung und das Verdammen in den Erdengeschichten.
Ein Erinnern blieb davon, daß der Mensch erschaffen worden ist zu einem Bilde Gottes. Der nie unterbrochene Fluss der Bilder, nach denen die Menschen ihre Gestalt gewannen, hat ein Wissen behalten davon, daß Menschen diese Ähnlichkeit auch leugneten und zunichte machten, weil die Ausprägung des ‚Bildes’ zu viel verlangt und fordert von der Leiblichkeit und vom Geist der Menschen, die nach dem ‚Besten Bild gebildet’ sind.
Ein Wissen blieb, daß dieses Bild verlorenging auf dem langen Weg durch die Geschichte.
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