Mitmenschen! Lesende!
Geschriebenes möchte Verständnis bei Lesenden finden. Die Bibel ist auch ein Buch, aber bei seiner Entstehung ging Erlebtes und Erfahrenes als Erzählung in das Gedächtnis der Menschen ein. Es wurde erhalten und weitergegeben - und manches ging auch verloren.
Mein Schreiben war am Anfang nur ein Nachschreiben von dem, was über viele Jahre gemeinsam besprochen wurde: beim Lesen und Nachdenken über die Berichte der Bibel. Immer in Gruppen, an so vielen Orten der eigenen Lebensgeschichte. Ich erinnere mich an die, die mitmachten. Ihre Gedanken, Einfälle und Beiträge sind in dieses Nachschreiben eingegangen.
Vielleicht war es schon in den ersten Bibelgesprächen so, als ich in einer Gruppe von aus dem Krieg heimgekehrten jungen Männern saß, daß da ein Gefühl mitging, das danach verlangte, unbewußt suchend, in eines der "gestaltungsmächtigen Felder einzutreten, das sich stets verwirklicht, wenn die Macht des Heilens und Heilenden angerufen wird." (G. Heyer: Seelenkunde im Umbruch der Zeit)
Aufschreiben wollte ich einmal im Zusammenhang, ohne die Absicht zu wirken, vor mir selber entstehen lassen, was im Lukas Evangelium angelegt worden ist. Im erzählenden Nachdenken zeigt sich, ob eine Geschichte begriffen wurde und wieviel an Wahrhaftigkeit und Wahrheit in einem Menschenleben gewesen ist.
Seitdem Lukas seine Geschichte des Lebens Jesu darstellte, ist viel Geschichte 'geschehen' und hat sich als Last über die Erinnerungen daran gelegt.
Ein Freund schrieb mir dazu: "Geschichten wollen nun einmal erzählt sein, da hat der mündliche Stil sein Recht. Wird das Erzählte als gesprochenes Wort aufgeschrieben, verändert es seinen Charakter. Es ist dann kein gesprochenes Wort mehr, das den bisherigen Stil rechtfertigt. Diese Veränderung beim Nachschreiben macht vielleicht einige Schwierigkeiten dem, der liest."
Gerhard Altendorf
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