Einleitung

„Nachdem schon viele es unternommen haben!“ schreibt Lukas, nachdem er sich auf die Suche machte nach Geschichten, die blieben, nachdem die Geschichten geschehen sind. Ein Hörer, ein Erzähler, ein Schreiber, beginnt mit. „Nachdem -!“

Nach den vielen Anderen ist er selber einer, der in der Reihe steht mit denen, die erzählt und berichtet haben von den <Geschichten, die unter uns geschehen sind>, die, wie vieles an Geschehen zu Geschichten wurden und das Schicksal hatten von Geschichten, von Gehörtem, von Gelesenem und auch von selbst Erlebtem.

Immer folgt ein ‚Nachdem’, solange die Spuren nicht vergehen und noch Menschen daran tragen, worauf dieses ‚Nachdem’ hinweisen möchte. Wer schreibt, will dem menschlichen Gedächtnis bewahren, was an Erfahrung und Erkennen gewonnen worden ist.

Erinnern und Erzählen verfällt dem Vergessen. Was zur Überlieferung wurde, kann schnell zu widerwillig auferlegtem, zu einem mühsam erlernten Stoff werden, der nur schwache Reflexe auf die zugrundeliegende Wirklichkeitserfahrung abgibt.

Aber Vergangenes fordert ein Antworten, damit die Mühen und die Glaubensleistung längst vergangener Wirklichkeiten nicht umsonst gewesen sind. Es sind viele, deren Namen und Lebensgeschichte erhalten sind in den Überlieferungen.

Aufmerksam war der Geschichtensucher und Spurensicherer Lukas, als er zu denen ging, die „es von Anfang an gesehen“ hatten. Aufmerksamkeit ist verlangt von Hörern und Erzählern, wenn diese Geschichten zur Sprache kommen sollen, damit die Vergangenheit nicht bloß Vergangenes bleibt und Geschichte nicht nur Geschehen war, dem kein Gewahren mehr gilt. Überlieferungsgeschichten beeinflussen als Lebenshintergrund die Möglichkeiten, als Nachgeborene tiefgreifende Erfahrungen zu machen und Vorgänge in den Blick zu bekommen, die der bloßen Alltäglichkeit verborgen sind.

Als Lukas nach den Erzählungen fragte, die lebendig geblieben waren unter den Zeugen des Geschehenen und nach denen suchte, die deren Berichte bewahrten, ist schon die Drohung greifbar, aus einem geschichtlich trächtigen Erfahrungsgrund entwurzelt zu werden. In einer konfliktgeladenen Gegenwart muss sich das Bewusstsein der Geschichte versichern, um den Weg in eine drohende und schwere Zukunft vorbereiten zu können.

Das Vergewissern der eigenen Vergangenheit kann jedoch zum Versuch einer Rechtfertigung der Gegenwart vor dem Anspruch der Vergangenheit geraten. Heftigkeit stand hinter den Worten des Jesus, als ihm entgegengehalten wurde: <’Wir sind doch alle Abrahams Kinder!’> und er dagegenhielt: <Weh euch, die ihr den Propheten Grabmäler baut und schmückt der Gerechten Gräber und sprecht: ‚Wären wir zu unserer Väter Zeiten gewesen, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden an der Propheten Blut!’> (Mt 23,29)

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