Kapitel 9, Vers 23/3

Selbst das Erzählen der Geschichten kann begleitet sein von einem Gefühl leiser Beschämung, Worte wiederholen zu müssen, die schon oft ausgesprochen und gelernt worden sind. Worte wurden weitergereicht als ein Vermächtnis dessen, der gesagt hat, ganz bei sich selber und als schäme er sich, daß er das auch noch sagen mußte: <Wer sich aber mein und meiner Worte schämt, des wird sich des Menschen Sohn auch schämen.>

Jesus redete, hat mehr Worte gehabt, als sie aufzunehmen und zu behalten in der Lage waren. Es ist erhalten geblieben, was sich einprägen konnte ins Gedächtnis. Aber das Gefäß, das die Erinnerungen aufnimmt, reichte nicht ganz, die Vollkommenheit der Erfahrungen aus dem Mitgeteilten zu fassen.

Von einem ‚feinen, guten Herzen’ hat er gesprochen und von einer ‚Frucht’, die ‚in Geduld’ zu bringen sei. Einige von ihnen begriffen, was ein ‚Leben erhalten’ ist, auch unter den Bedingungen eines ‚Sich-Selbst-Verleugnens’: <Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt gewönne - und verlöre sich selbst.

Der Gewinn einer ganzen Welt soll nicht dafür entschädigen können, wenn einer sich selbst verliert.

Eindrücklich war es, wie er unter ihnen stand. Aber ein Stück der Welt zu gewinnen, fordert auch Rücksichtslosigkeit gegen das eigene Selbst. Und der Gewinn, den die Welt einem verspricht, der sich ihrer unter Einsatz seines ganzen Selbst bemächtigt, ist wohl mehr als genug an Entschädigung für die Verluste, für die Schäden an sich selbst.

‚Aber ich!’ sagte er und er hat sicher noch viel mehr darüber gesagt; es sind die Leitsätze erhalten geblieben. ‚Aber ich sage!’ wollte sich auch einen Platz behaupten in der Welt, die nur zu gewinnen und zu besitzen ist mit diesem: Schaden nehmen an sich selbst. Und da sind die Vielen, die keine Welt zu gewinnen haben würden und doch Schaden nehmen müssen an sich selbst oder sich selbst ganz verlieren werden.

Ein tiefes Wissen ließ ihn sagen: ‚Der wird das Leben erhalten’. Ein Leben ist zu erhalten, wenn es verloren gegeben wird um seinetwillen. Für einen Augenblick sahen sie, was er sah, als er sich aufrichtete und zum Himmel sah, weit über sie alle hinweg zu etwas hin, was ihn dann aussprechen ließ: <Des Menschen Sohn, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und seines Vaters und der heiligen Engel -.> Sie sahen, daß ihre Wege nicht verborgen waren vor Gott und daß sie ‚auffahren mit Flügeln wie Adler’.

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