Kapitel 9, Vers 12/1

<Aber der Tag fing an, sich zu neigen.> Vom Tag galt, daß er sie an sich herankommen lassen konnte und ihnen vom <Reich Gottes sagte.>

Sie waren Jesus zu einem Ort gefolgt, der nicht besetzt war von fremden Stimmen, nicht bestimmt durch Streit, gewohntes Handeln und ganz ohne Alltäglichkeit. Aber auch wenn der Tag erfüllt gewesen ist, so brauchte es doch Nahrung. Von Herberge und Speise redeten die Jünger. <Lass das Volk von dir!> sagten sie, wussten, daß er die Leute nicht bei sich behalten durfte. Die Nacht kam heran. <Wir sind hier in der Einöde!> sagten die Menschen, die mit ihm gehen wollten. Zur Öde war geworden, wo den Tag über das Sagen vom Reich Gottes das Dasein bestimmte. Öde, bar allen Menschenwerkes, war das Land, über dem das Wollen wuchs, das Sagen vom Reich Gottes zu wecken. Zweifel sprach mit in dem vorsichtigen Hinweis.

Es schien, daß er den Leuten zu wenig gab, daß er sie mit Worten abspeiste und es nun an der Zeit war, daß sie aßen und schlafen gingen, wie alle anderen Menschen. Es mochte für Jesus richtig sein, wenn er manche Nacht alleine in der Einöde zubrachte; er durfte das seinen Mitmenschen nicht zumuten. Aber Jesus wollte sie bei sich behalten.

Er war den ganzen Tag im Sagen vom Reich Gottes gewesen. Der Tag neigte sich. Aber das Sagen vom Reich Gottes war noch nicht zu einem Ende gekommen. Vor kurzem noch hatten sie berichtet, wie große Dinge sie getan hatten. Jetzt, wo das Dunkel heraufzog, wollten sie, daß er die Leute fortschickte.

Aber von ihm kam nur: ‚Gebt ihr ihnen doch, was sie brauchen!’ Sie sollten ihnen geben, wenn sie glaubten, daß sie essen und schlafen mussten in Geborgenheit. Sie hörten aus seinen Worten, die wie nebenbei gesprochen waren, was in ihnen sagen wollte: ‚Es genügt doch nicht, was du mit ihnen machst, was haben sie davon!’ Wenn es nicht genügen sollte, was er mit ihnen machte, dann kam es an sie, etwas zu tun. <Gebt ihr ihnen zu essen!>

In seinem Sagen war ein Antworten gewesen auf die Stimme, die einmal sprach: <Man wird klagen um den Acker meines Volkes, auf dem Dornen und Hecken wachsen, um alle Häuser voll Freude in der fröhlichen Stadt - so lange, bis über uns ausgegossen wird der G e i s t a u s d e r H ö h e ->

Da der Tag sich neigte, sollte die Zusicherung wahr werden: <- dann wird die Wüste zum fruchtbaren Land - und das Recht wird in der Wüste wohnen.> (Jes 32)

Er vermochte zu geben, wonach die Menschen auf die Suche gegangen waren, die vielen Leute, denen schon einmal gesagt worden war: <Die Elenden und Armen suchen Wasser - ich will sie erhören, ich will sie nicht verlassen. Ich will Wasserbäche öffnen und Quellen mitten auf dem Feld und will das dürre Land zu Wasserquellen machen!> (Jes 41) Im Sagen vom Reich Gottes war das alles enthalten und sein Glauben war sicher: <Am Wege werden sie weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben. Sie werden weder hungern noch dürsten.> (Jes 49,9)

Nicht mehr Hunger haben und keinen Durst mehr: das wollte einer glauben. Aber der Abend fiel über die Einöde und über die Menschen, die dort draußen waren, und sie mussten Hunger haben und sich nach Geborgenheit sehnen.

Aber in ihm war der Nachklang mächtig von der Anrede, auf die er hören wollte: <Hebe deine Augen und sieh umher: Diese alle sind versammelt - und kommen zu dir!’>

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