Ein Kind ist geboren worden. Die Nachbarn und Verwandten freuen sich mit ihr, der Barmherzigkeit geschehen ist.
Ein fremder Name liegt auf dem Kind, das nicht den Namen seines Vaters oder seines Großvaters tragen soll. In die Freude der Nachbarn und Verwandten fällt der Widerspruch: <’Mitnichten!’> <’Nein!’> Nein? Aber es ist doch niemand, der so heißt. Ein Kind gehört zur Verwandtschaft, es wird hineingeboren in ein Umfeld, dem es zugehört mit vielen anderen. Es wird nach Namen genannt, die in seiner Gruppe gelten, damit man wissen kann, woher es kommt und womit es angerufen werden kann. Sie wenden sich an den Vater, damit er der Frau widerspricht und den richtigen Namen angibt. Was denken sie über die Frau, die sie kennen, und die ihrem Anspruch widersteht, da, wo es leicht wäre, sich an die Regeln zu halten, wenn schon eine Frau in ihrem Alter ein Kind bekommt und zufrieden sein müsste, von den anderen allen geachtet zu werden.
Zacharias schreibt auf einer Schreibtafel das Wort, das als Zeichen nur ein Abglanz ist für die Wirklichkeit, aus der ihm der Name zukam. Da kann er sprechen; sein „Mund und seine Zunge waren aufgetan, und er redete und lobte Gott“.
Von Anfang an sollte die Rede dem Lobe gelten, nach den Worten des Anfangens: ‚Und siehe - es war sehr gut.’
Ein Engel wollte, dass das Kind einen Namen trägt, unter dem es seinen Auftrag erfüllt. Wer wären Mutter und Vater dieses Kindes, wenn sie nicht weiter horchten auf die andere Stimme, und auch dann gehorchen, wenn niemand mehr zu ihnen spricht.
Da verstummt auch der Einspruch und das Einreden der Menschen ihres Geschlechtes. Es kam die „Furcht“ über alle, die dabei waren.
Furcht war eingebrochen in die Vertrautheit der nachbarschaftlichen Zusammengehörigkeit und in die Sicherheit der Familie, die nun einem fremdartigen Kind und Menschen dienen soll. Der Name ist nur ein Anzeichen dafür, dass eine eigenartige Bestimmung unter sie getreten ist. Mit Befremdung, mit Befürchtung sieht die Nachbarschaft, die Familie auf diese Frau, auf diesen Mann hin und auf ihr Kind: Das Fragen beginnt. Wenn schon dieser Mann, der gerade Vater geworden ist, so redet, wenn sich diese Frau der gutgemeinten Absicht ihrer Umgebung widersetzt, was kann denn dann noch aus dem Kind werden! Und das Fragen setzt sich fort: „Was meinst du, will aus dem Kind werden!“
Zum ersten Mal begegnet das Kind dem Befremden durch die Anderen. Eine Antwort auf. ‚Was will werden?’ ist durch die Furcht zugedeckt, die das Fremde spürt.
Der ‚Besuch aus der Höhe’ galt einem Mann und einer Frau, die zu denen gehören sollten, die ‚dienen ohne Furcht ihr Leben lang.’
Aus dem fast vergessenen Vergangenen ist das Wort wieder aufgetaucht vom „Horn des Heiles“. Es ist wirksam geworden und jetzt haben sie ein Kind bei sich, dem in geheiligten Worten zugesprochen wird: <Und du! Kind! wirst ein Prophet des Höchsten heißen!’>
<Wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner Propheten!> - so wird auch diesmal ein Mund reden und ein Mensch die Last seines Auftrages tragen <in Heiligkeit und Gerechtigkeit>. Ein Mensch ist in die Welt gekommen mit der Leidenschaft und der Bereitschaft zum Mühen um die <Erkenntnis des Heils seines Volkes.>
Unter ihnen ist nur ein Kind, das einer auf dem Arme trägt und das die Mutter stillt. Was soll aus diesem Kind werden, und wer wird es sein, von dem versprochen worden ist, dass <er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes?> Furcht fällt in die Helligkeit ihrer Tage.
Es wurde dem Kind zugesprochen, ist auch in „ihres Herzens Sinn“ eingeprägt, dass sie, „erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienen, ohne Furcht, unser Leben lang“: in einem Leben, das die Furcht davor kennen wird, zu „dienen ohne Furcht“. Die Bedingung dafür kann nicht erfüllt werden, weil es keine Erlösung gibt von ‚der Hand der Feinde’.
Das Kind wird groß werden und Gott dienen, anders als sein Vater Gott gedient hat oder dem Tempel. Darum wird es noch Streit geben, was das ist, eine ‚Heiligkeit und Gerechtigkeit’, die Gott „gefällig ist“. Widerspruch und Widerstand werden dem begegnen, der ein ‚Prophet des Höchsten’ genannt wird und „den Weg bereiten“ soll, als könne Gott auf einem Wege kommen, den ein anderer gebahnt hat.
„Und du, Kind, wirst ein Prophet heißen“ wird dem Kind zugesprochen, in einem Wort der prophetischen Erkenntnis, und ein Verheißen und ein Drohen zugleich wird über das Leben, das gerade begonnen hat, gelegt. Vorläufig sind es nur Worte.
Dann treten Vater und Mutter in den Hintergrund zurück.
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