Einmal gab es die Frau, die einen Sohn in den Armen hielt und dem entgegenwartete, der noch kommen sollte, dem sie das Leben gab, dem sie ihr Leben gab, bevor sie selber gehen musste. Wie eine verwehte Liedstrophe geht die Erinnerung mit, in der das vergehende Leben noch einmal auf die Welt und auf das viele Leben geblickt hatte, für das nur dieses Dasein ein Tor ins Leben hätte werden können.
So ist ein Josef geboren worden, so ist ein Benjamin in die Welt gekommen. So ist Rahel gegangen. (Gen 30). So wurde die Schmach von ihnen genommen, da sie zur Pforte wurde, durch die der gekommen war, der für sie alle brauchbar war. Da galten die Worte. <’Gott hat die Schmach von mir genommen!’> Sie nannte ihn Joseph und sprach: ‚Der Herr wolle mir noch einen Sohn dazu geben!’> Und dann wusste sie: Einen Sohn wird sie noch haben.
Im Staub neben der Straße war das Grab der Frau, die einem nur für kurze Zeit Mutter war und dem Andren nur für einen Augenblick - und dann niemandem mehr. Die Erfüllung gab es nur für einen Augenblick. <’Fürchte dich nicht!’> war der Frau gesagt worden.
Als sie ihr Kind erhielt, hatte sie es auch schon verloren. Ihr Kind wird sie nicht kennen. Schmerz war in der letzten Berührung der Liebe, mit der das kleine Leben angestoßen wurde sich aufzumachen. <’Deine Mühe wird noch belohnt werden!> hatte die Gottesstimme gesagt.
Sein Vater jedoch ließ die Traurigkeit in ein Wort eingehen, das, wie in den alten Sagen, aus dem Schmerzenskind den Sohn des Glücks, ein Glückskind machen sollte. Da hatte der Vater den Schmerz des Geburtstages verwandelt in geschichtenbildende Worte.
Auf eine lange Wegstrecke schaut Elisabeth zurück und weiß, dass nichts verloren ist, was hinter ihnen zurückgeblieben ist.
Vielleicht blieb der Vater deshalb stumm für eine Zeit, weil er das Wissen verschlossen hatte in seinem Verstummen, dass dies Kind seines Volkes auf einen schweren Weg gerufen worden ist.
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