Elisabeth hat empfangen und geht schwanger. Das Warten eines ganzen Lebens hat sich erfüllt. Und sie verbirgt sich, um der Wirklichkeitsberührung willen, die ihr widerfahren ist. Der Mann hatte gewusst, wohin er seine Stummheit und die in der Annäherung erhaltene Kraft tragen konnte, als er heimging und heimgekommen war. Im Schweigen ruht, was dann geschehen musste. Sie hat ‚Gott’ gesagt in der Stunde der Glückseligkeit und verbirgt sich vor den Menschen. Was ausgetragen werden muss, hat Grund genug, verborgen zu sein und sich zu bergen vor den Menschen.
Die Zeit wird gezählt nach dem Wachstumsmaß, das auf die Lebenszeit ausgerichtet ist nach Tagen, Wochen, Jahren - nach dem Gesetz der Lichter des Tages und der Nacht. Es wird gezählt nach den Tagen, da ein Mann <heimging in sein Haus>, nachdem <die Zeit seines Dienstes um war>. <Und es begab sich> umgreift das, was vorher war an Erfahrung und verschweigt zugleich, was für uns am Anfang des Lebens steht und dem Hinsehen und dem Wissen entzogen bleibt.
Elisabeth hat lange ihre Schmach unter den Menschen getragen, weil sie hervorzubringen hatte, was sie schuldig war zu bringen an Frucht - vor Gott.
Alle haben einen ‚Gott’ gehabt und haben doch nur dem Willen gedient, der sie dem Kreislauf des Lebens einfügte. Dazu ist die Frau alt geworden, um mit der Erkenntnis eines ganzen Lebens ein Kind zu umgeben, mit unverbrauchter und ungeheuchelter Liebe den Beginn eines neuen Lebens zu begleiten. Sie steht dem Kind nicht im Wege, das nach den Worten suchen muss, mit denen von Gott zu reden ist.
Die Schmach ihres Volkes war ihre Schmach, an der sie trug, verborgen und stumm, wie auch der Mann, der neben ihr ging, bis er endlich von seinem Dienen heimgekommen war mit dem Lohn eines mühseligen Weges, der nicht sein eigener war. Aber ein Kind wird sein, das ganz andere Wege finden und gehen wird. Sie hat ihren Anteil daran, wenn Gott <die Hülle wegnehmen> wird <mit der alle Völker verhüllt sind, und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind> (Jes 25) und aus dem <Geist des tiefen Schlafs > (Jes 29) auferwecken wird.
Die Schmach seines Volkes wird aufgehoben in allen Ländern. (Jes 25)
Der Mann schweigt, sie aber spürt das Leben des Kindes. Es ist nicht länger verborgen, was sich noch bergen muss. Sie hat getragen am Mangel des Lebens sich fortzupflanzen, das zu tun, was von den ersten Bewegungen der Welt der Auftrag, das ganz gewöhnliche Tun gewesen ist. Es war die Schmach, der Kraft Gottes keinen Ort, kein Haus, keinen Leib geben zu können.
Jetzt ist die Zeit, von der andren Frau zu hören, was sie von sich zu sagen weiß.
Am Ende des Mitteilens, eingehüllt von der Demut der Niedrigen, spricht Maria in Worten des Betens von ihrem Heiland: <Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen> Gott hat <große Dinge> getan. <Meine Seele> sagt sie - und: <Mein Geist freuet sich Gottes!> bekennt sie.
Die Schicksale sind nicht vergessen, in denen nur <Trübsal und Finsternis> war und von den Menschen gesagt wurde. <Sie sind im Dunkel der Angst und gehen irre im Finstern>. Die Seelen haben damals eine Stimme gebraucht, die zusagte: <Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind!> Das Dunkle hob sich nicht, aber die Hoffnung wurde sichtbar, geboren aus der Angst, die Verheißung brauchte.
Zeiten drohen, in denen Menschen im Finstern irren, wie Kinder sind, die ‚in Angst’ sind - und niemanden haben, der Worte sagt, die trostvoll Angst vertreiben.
Nun ist die Zeit gekommen, in der Menschen wie sie die Last an Wahrheit, den Schmerz wie das Frohlocken und die Hoffnung tragen. Über ein Kind sich freuen, ist wie die Freude in der Ernte, für die lange gearbeitet wurde. Hoffnung entsteht, dass auch für eine neue Ernte die Saat eingelegt werden kann. Auf ein Dasein ohne immerwährende Furcht hat das Volk auf seinem Weg durch die Geschichte gewartet. Die Hoffnung wartete auf eine Freude <wie man sich freut in der Ernte - denn jeder Stiefel, jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.> (Jes 9) Der Glaube an Gott sieht sich gerechtfertigt und gibt den Erwartungen, in einer dunklen Geschichte gewachsen, den Sinn der Erfüllung. <Ein Kind ist uns geboren!> ist das Zeichen für das Kommen einer lichteren Lebenswelt.
Unter der Gefährdung des Lebens aller, aus der Erniedrigung war die Zuversicht gewachsen. <Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht!> <Über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell!>
Kinder sollen zur Welt gebracht werden, die nicht in Stiefeln gehen, deren Mäntel nicht blutig sind - Körper liegen nicht mehr erschlagen auf einer Erde, die Blut trinkt.
Die Ermüdung sprach: <Tote werden nicht lebendig.> Ein Glaube setzte dagegen: <Deine Toten werden lebendig, werden auferstehen!> (Jes 25) „Deine Toten werden leben!“ –
Ein Lied, ein Tanz, wie ein Rufen am Abend, gegen die aufsteigende Nacht am Himmel: <Ein Tau der Lichter ist dein Tau - und die Erde wird ->. Das Licht schießt in den hohen Himmel seine Strahlen, Lachen ist und Singen - und Weinen auch, wenn die Traurigkeit ihre Lieder singt im Glauben, dass es wahr sein möchte, dass noch einer kommt, der die Kraft hat von einem Vater her und von seiner Mutter, das Licht eines kommenden Tages zu erschaffen, obwohl es dunkel wird und die Nacht hoch über ihnen im Himmel steht.
Kinder werden erwartet, Kinder werden geboren. Erntezeit ist angebrochen. Eine Verheißung wird erfüllt. Mit der Geburt eines Kindes kommt der Anfang für eine neue Zeit des Volkes.
|