Es geht immer weiter mit den Fragen, die mehr dem Verhören und dem Aushorchen eines Verdächtigen gleichen, dem nicht mitgeteilt wird, wessen er verdächtig ist: <Aber deine Jünger!> heißt es, nachdem man das Verhalten der Jünger anderer Gruppen aufgezeigt hatte, um den Gegensatz aufzuzeigen, in dem sich die Außenseiter zu allen anderen befinden, um sie des Irrtums zu überführen. <Aber Deine Jünger!> wird gesagt und sie fordern eine Erklärung, die nicht angenommen werden wird, die nichts klärt.
Berichtigung wird verlangt und Verzicht auf abweichendes Tun, damit der geduldete Gegensatz eigenes Verhalten nicht völlig in Frage stellt. Denn sein Tun widerspricht dem Tun aller und ihren daraus entspringenden Ansichten.
Die Frage hängt auch dem Geheilten nach: Was geschah wirklich vor ihren Augen? Was war die Wirklichkeit in diesem Geschehen? Es geschah vor ihnen, aber festgehalten wurde nur das anstößige Verhalten. Sie merkten nichts von dem Bild, das ihnen vorgehalten wurde.
Man hat ihn selber aus Klage und Anklage herausgehalten, sie reden nur über die, die zu seiner Gruppe gehören und dürfen deshalb erwarten, daß er mit ihnen ü b e r sie sprechen wird. Seine Entschuldigung soll ihnen recht geben, weil er zu ihnen gehört und, wenn auch heimlich, auf ihrer Seite steht, wenn er das anstößige Verhalten, das sicher irrtümliche Verhalten seiner Leute gleich ihnen verurteilt. So sagen sie: ‚Aber! Deine Jünger!’
Sie sagen: ‚Des Johannes Jünger!’ und: ‚Der Pharisäer Jünger!’ <’Die fasten oft und verrichten ihre Gebete!’> Und sie sagen: < ‚Aber deine Jünger essen und trinken!’>
Es ist deutlich, daß die nicht fasten und keine Gebete verrichten. Jesus hat gut gehört, daß sie daß sie ihm vorwerfen: ‚Du läßt sie nicht fasten - du achtest nicht darauf, daß sie ihre Gebete verrichten’. ‚Du machst ihnen alles zu leicht!’ Oder ist auch hier das ‚Leichte’ das Schwierige, wenn alle ‚fasten’ und Gebete verrichten, einem ganz anderen Tun zu folgen?
‚Ihr könnt nicht!’ sagt er. <Ihr könnt die Hochzeitsleute nicht fasten lassen!’> Er sagt: Bitte! Es können doch nicht die, die dem Brautgemach und dem Bräutigam dienen, dazu gebracht werden, daß sie als Teilnehmer eines Festes und als Freunde Verzicht leisten.
Vielleicht hat er sie auch nur abgewiesen: - ‚Ihr könnt uns nicht hindern - das könnt ihr nicht!’ Aber sie sehen keinen Hochzeitszug und gewahren nicht die ‚Hohe Zeit’, die ihnen nahekommt.
Er will ihnen sagen, daß auch Hochzeiten vorübergehen, daß auch Feste ihre Zeit haben und daß es ein Zurückblicken geben wird, mit Fasten und Beten und Erinnern. Es ist wie ein Blick in die Zukunft, als er fortfährt: <Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird, dann werden sie fasten - in jenen Tagen!> ‚Von ihnen genommen!’ sagt er, nicht bloß: wenn der Bräutigam sie verlässt.
‚In jenen Tagen’ - wenn das Fest vorbei ist und der Alltag sich über alles legt und nur noch Erinnern bleibt - dann ist die Zeit, wo sie fasten und beten müssen.
Da müssten sie begreifen, daß er sich selber als den Bräutigam sieht. Aber sie erkennen nicht, wohin er dabei sieht und daß die kommenden Zeiten mit ‚jenen Tagen’ über ihr Volk kommen werden, wo alle werden fasten müssen, aber anders als im Fasten an festgelegten Tagen und nach geregelten Zeiten. Niemand mehr wird dann annehmen wollen, daß Fasten ein gottgefälliges Tun ist, wenn nicht einmal mehr das da ist, was gebraucht wird, um notdürftig am Leben zu bleiben, wenn es zum Tun in der Not geworden ist.
Wer dann ein Jünger sein will, muss fasten und beten und warten, ob noch einmal zur Teilnahme an einer Hoch-Zeit aufgerufen wird. Viele wird es geben, die ihnen vorhalten, daß es gar keinen Hochzeitszug gibt und auch keine Hochzeit, worauf sich zu warten lohnen würde. Es wird Spott geben und Verachtung, daß sie fasten und beten, ohne daß ihnen etwas dafür wird. Dann geht es nicht mehr darum, zu fasten und zu beten, wie es Brauch und Sitte vorschreiben.
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