Aus den Wegen der Wüste zurückgekehrt ist der Mann. Das tote Land aus Sand und Steinen und ohne Frucht hat ihn zurückgegeben. Er steht und verharrt am fließenden Wasser.
Drüben überm Wasser liegt das Land, das seinem Vater Dasein, das seiner Mutter Leben erhielt.
Den Himmel der Wüste vergisst er nicht und auch die Worte nicht, welche die Stille bildet, aus dem singenden Wind. Eines Menschen Stimme reicht nicht weit. Die Weite verschluckt alles in sich hinein. Wenig Früchte trägt die Einöde. Aber eine Frucht hatte die Wüste und das weite Land hervorgebracht, als am Anfang einer allein unter den Sternen stand und der Stimme standhielt, die ihn dort erreichte. In den Fluss des Lebens war eine Erfahrung eingegangen.
Johannes wurzelte nicht tief in dem Land, das ihnen Gott gegeben hatte. Er hat keinen Bruder und keine Schwester, er darf das Vergehen der Zeit und den Tod der Eltern nicht berühren, ist herausgenommen aus der Pflicht, das Erbe des Vaters und der Mutter weiterzugeben, selber Teil in dem Fluss des Strömenden zu sein.
Er soll zeugen, indem er Worte macht und Botschaft trägt.
Alleine war er gegangen, war in die Gestalt hineingewachsen, die schon dem Kind angeboten worden war. Unter dem Zwang, ohne Hilfen und ohne Unterstützung durch die Gruppe sein Leben zu erhalten, hatte er auch nichts, um die Süße des Daseins zu schmecken und nichts, um mit Hilfe berauschenden Trinkens sich dem Grauen der Nacht zu entziehen oder lustig zu werden unter gleichgesinnten Mitmachern, die versprechen, einem das Leben leicht zu machen.
Ein ganz Anderes hatte nach ihm gegriffen, als er noch nicht geboren war.
Im Feld der Steine stehend, hatte sich Gott einen Menschen erwählt und war ihm nahe gekommen - und von dorther war er nun zurückgekommen, um am fließenden Wasser zu stehen. Wasser wird bleiben, Steine werden bleiben, auch wenn der Wind sie zu Sand zerreibt. Aus Steinen wird sich Gott Kinder machen müssen, wenn die, welche seine Kinder sein sollten, nicht mehr kennen den, der sie gemacht hat.
Gering ist die Menge Wasser, die eine Hand aus dem Fluss schöpft.
Gering für den Durst des toten Landes ist das Wasser, das aus dem Himmel fließt oder aus der Tiefe unter der harten Oberfläche des toten Landes quillt. Er hatte gesehen, wie die Wüste blühte, hatte gesehen, wie das matte Leben seines Volkes wieder Lebendigkeit gefunden hatte, nicht jetzt! nicht gleich! Aber es wird aufgehen ein Stern - und dann - dann - !
Wasser muss um das Dürre fließen, um Leben zu erwecken.
In der Wüste fand er den Weg, der zur Quelle des Lebens führt. Und so wird er nun sagen: <Man soll nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme das Klagens. Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben!> (Jes 65)
Der Geist Gottes ist wie ein Strom lebendigen Wassers: <Siehe! Ich breite den Frieden aus wie einen Strom!> (Jes 62,10)
Er war auf dem Weg gegangen, von dem es hieß: <Machet Bahn! Machet Bahn! Bereitet den Weg!> (Jes 58,14) Einer hatte einmal den Weg finden und bahnen müssen. Er war gegangen und hatte den Weg gefunden. Er will auf den Weg hinweisen und vorbereiten die, welche auch auf dem Wege gehen wollen. Es wird ein Weg sein, an dem die Angst und der Schrecken lauern, vor dem die Bilder der Angst aufsteigen. Er wird an diesem fließenden Wasser ihnen nahebringen, was das ist: <Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht ersäufen sollen!>
Durch die langen Zeiten hat die Angst ihre Spuren in alle eingegraben: deren Bilder erscheinen, wenn der Geist Gottes sie ergreifen will. Sie begreifen nicht, daß selbst ihre Feste noch die Spuren der Angst verraten, und ihre Bräuche die Angst abwehren und befrieden soll; sie tragen auch an der Angst, die in ihnen ist und vor sie hintritt, wenn sie sich dem Heiligen nähern. Eine Stimme hatte gesprochen, Angst und die Furcht lindernd. Sie hatte gesprochen zu einem beraubten und ausgeplünderten Volk, das zur Beute wurde und gefangen war: <So spricht Gott, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel. Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen: du bist mein!> (Jes 43,1)
„Du bist mein“ war auch ihm nahe gewesen und seitdem trägt er das Wissen in sich um die Furcht und auch das Wissen, wie es ist, wenn er Friede kommt zu alle Menschen, welche „zerbrochenen Geistes“ sind trösten will und auch den, „der erzittert vor meinem Wort“ (Jes 66,2)
Auf einmal hatte er begriffen, woher jener fremde Mann Gottes seine Kraft erhalten hatte.
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