„Gib mir - deinen Sohn!“ hatte Elia gesagt zu der Mutter, die ihr Kind auf dem Schoße trug.
„Was habe ich mit dir zu schaffen“, hatte die Frau gesagt zu dem Mann, von dem sie wusste, daß ‚sein Gott lebt.’ Sie hatten noch einmal essen wollen zusammen, um dann gemeinsam auch zu sterben. „Fürchte dich nicht!“ hatte der Mann gesagt, dessen ‚Gott lebt’. Sie wusste, daß dieser Mann nicht sterben würde, wie sie, wie ihr Kind und viele andere. Und ihre Götter mit ihnen, weil kein Regen fiel und keine Erde mehr antworten konnte.
Aber seine Kraft hatte ihr das Gefühl genommen, daß sie sich fürchten musste und hatte auch dem Kind die Angst genommen vor dem Dunkel. Sie hatten zu essen gehabt und waren nicht gestorben. Aber aus ihrer Vergangenheit war ein Böses aufgestiegen, was vorher verborgen war und sie hatte es dem Kind nicht fernhalten können. Das Kind war gestorben -
„Was habe ich mit dir zu schaffen!“ hatte die Frau ihm hingeworfen und sich von ihm gewandt, ‚dessen Gott lebt’.
„Mein Kind lebt nicht!“ Warum sind sie nicht beide gestorben, dann hätte sie mitgehen können und ihr Kind begleiten in die weite Ferne. Aber das Kind wäre nicht so alleine gewesen.
„Es hatte einen Vater“. Sein Tod hatte nach dem Sohn gegriffen oder es war der Vätergott des Fremden, der sie für eine Weile am Leben hielt. Der Tag, an dem ‚sein Herr’ regnen lassen wird auf Erden, war nicht gekommen. Erst musste ihr Kind sterben, damit es wieder Regen gab auf dieser Erde. Der Mann sagte nicht mehr: „Fürchte dich nicht!“
Er spürte die Furcht, der kein Wort begegnen kann. Die Frau fühlte keine mehr. Es war alles fortgegeben.
„Gib ihn mir“, bat der Mann, ‚dessen Gott lebt’. ‚Dein Kind’. Und weil er bat und weil das Kind keinen Vater hatte, der es hinaustragen konnte, gab sie ihm ihr totes Kind.
‚Warum?’ ‚Wozu?’ war es aus ihm herausgebrochen, hervorgestoßen von einem, der selber keine Kinder hatte und sich dieses Kindes erbarmen wollte. Sein Herz wollte sich diesem Kind zuwenden, das nicht sein Kind war, wie sich das Herz eines Vaters seinem Kinde zuwenden müsste und stand und neigte sich vor ‚dem Gott, der lebt’ und läßt die Worte in sich strömen wie Tränen fließen und mit ihnen alles Weinen, das um das Leiden der Menschen um das Sterben geweint worden war.
Gott musste das graue Strömen und Fließen kennen. Das Leben ist nur wie ein Baum, der frühe blüht im Jahr und die Früchte trägt und was dann reif geworden ist, fällt ab - und manches wird schon vorher abgeworfen vom Baume, der im Himmel wächst.
Der Gott der Väter hatte immer an die Kinder gedacht, damit wieder Väter waren, die andren Kindern Vater wurden. Dem ‚Gott gegenüber, der lebt’, spricht es im Herzen: „Tust du sogar der Witwe Böses an?“ „Ein Gast bin ich hier!“ „So Böses tust du ihr, daß du ihren Sohn tötest?“ ‚Sogar dieser Frau, die nur das Kind noch hat!’
„Las sein Leben in dies Kind zurückkehren!“ Mit aller seiner Kraft wirft er sich über das Kind, um es zu schützen vor dem Zugriff, vor dem, was auf das Kind fällt, um es zu halten. „Gib ihm!“ und ruft nach Gott.
Elia steht auf wider den ‚Gott, der lebt’ - und fordert ihn, das Leben zurückzugeben. „Las sein Leben zurückkehren!“, das Leben, das seines ist.
„Sieh! Dein Sohn lebt!“ sagte der Mann und gab ihn seiner Mutter zurück.
„Jetzt erkenne ich -„ hatte da die Frau gesagt. (1,Kön 17,7ff)
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