Als Johannes hatte er sich auf den Weg gemacht, war auch über die unsichtbare Grenze gegangen, die ihn noch band an das Land, das dann hinter ihm lag. Da war er schon im Unbekannten, ein Fremder unter Fremden und musste sehen, wer von den Fremden dort ihm Freund und wer von den Freunden ihm Feind war.
Er musste sich fremden Ansprüchen an ihn widersetzen, um nicht gebunden, um nicht verschlungen, zerrissen oder aufgefressen zu werden, nicht nur von den Tieren, sondern auch von den Tagen und Nächten, dem Dunkel, der gleißenden Helle, dem leeren Himmel. Über den Einsamen konnte Feindliches herfallen, sogar der Mond und die Sonne hoch über ihm und auch das, was aus seinem Inneren aufstieg, wenn er mit niemandem sprach. Er hatte zu fürchten, was ihn als ein Eigen für sich verlangt und zu sich genommen haben würde.
Im eigenen Land war er ein fremder Mensch gewesen und hatte die Last des: ‚Du bist sein!’ zu tragen gehabt.
Vielleicht würde einmal auch jemand an Stelle eines Vaters für ihn eintreten müssen mit: ‚Gib ihm sein Leben zurück! Gott! Hol es ihm zurück!’ Wer wird dann sagen zu Gott, der lebt. ‚Warum läßt du sogar einem wie ihm Böses antun von Menschen, die nicht gesehen haben, wie die Wüste und Einöde frohlockte und wie die Steppe einmal ‚blühte und jubelte in aller Lust und Freude’?
Ausgesondert war der bunte Vogel. Unter Menschen war er, war fremd in einer Welt der geschäftigen Zusammenhalte jenseits seiner Grenze, an der ihn ihr Tun berührte. Aber er sah hinein in die Welt, die die Andren hinter ihren Grenzen trugen, wohin ihre Gedanken gingen, die Worte, die nie ausgesprochen wurden und Gebete waren oder Wünsche und Ansinnen trugen, die nicht erwünscht und erst recht nicht erbeten werden durften. Die Schreckbilder der ‚Schlange’ regten sich in ihm und verwandelten die ‚Anderen’ in Schlangen, die blitzschnell auf ihn zustoßen und ihren Biss in ihn vergraben und lähmen würden. Das alte Sagenwort von der Schlange, die selber auch Teil des Lebensbaumes gewesen war, war in seinem Sinn und die Sprüche des Lebens, des Erkennens und des Wissens um das Geheimnis, was das sein wird, ‚das Gute’ und ‚das Böse’ standen vor ihm.
Es ist auch in den Menschen etwas, was sich regt und aufstehen kann, wenn es nicht befriedet ist und den Hunger fühlt und Furcht und Angst.
Es wird immer so bleiben, auch wenn noch viele Köpfe der Schlange abgehauen und zertreten werden. Die inneren Bilder wirken immer weiter, auch wenn sie fast vergessen sind.
Deshalb hört er noch immer die Schlangen gleiten und zischen, auch als er wieder zu den Menschen seiner Sprache kommt.
Aber sie sind die Menschen, denen er zugehört und denen sein Anspruch gelten soll. Als Sohn der Elisabeth und des Zacharias ist er fortgegangen. Als ein prophetischer Mensch kommt er zurück.
Johannes ist auf dem Weg zu den Menschen, den bedrohten, zu denen Gott seinen Knecht schicken will, wie ein Vater seinen Sohn ausschickte. Er kommt aus der Wüste, in welcher er der Kraft des Elia begegnete.
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