Ein Licht zu werden, um die Völker zu erleuchten, ist mit Gefährdung verbunden, wenn es an das Dunkel und das darin Verborgene rührt und sein Licht hineinwirft und dem Gewahren auftut. Sie hatten das richtig gesehen, die Sprecher von damals: <Er öffnet die finstern Schluchten und bringt heraus das Dunkel ans Licht!> (Hiob 48,10)
Die Wahrheit war zu einem anderen Gesetz geworden, vor dem sich ein Ich, an Erfahrungen arm und getäuscht von den Forderungen seiner Gegenwart, zu decken hatte. Der Anspruchscharakter einer Überlieferung und ihre Überlieferungsgestalt verdeckte die Zugänge zur Erfahrungswirklichkeit.
Einer machte sich auf die Suche nach dem, was geschehen war, um es zu sammeln und die Worte aufzuheben. Übrig waren die spärlichen Zeugnisse geblieben, aufgehoben in den Schriften. Noch waren die Menschen zu finden, die aus ihrem Miterleben und ihrem Gedächtnis zu erzählen wussten.
Das lebendige Zeugnis, das ein Mensch dem andren ist, war schon in Frage gestellt, als Lukas auf der Suche war, Berichtetes gesammelt hat, weil er erhalten wissen wollte, was dabei war, zurückzusinken in das Wüstsein des Vergessens, das allem droht, was wirklich lebendig gewesen ist.
Es muss von Vielem gelten, wovon Hiob sprach: <Ach, daß meine Reden aufgeschrieben würden, daß sie aufgezeichnet würden als Inschrift, mit einem eisernen Griffet in Blei geschrieben, zu ewigem Gedächtnis in einen Fels gehauen.> (Hiob 19, 23.24)
Seitdem ist viel geschrieben worden; die Stimmen aber, die gesprochen haben, weil die Fülle ihres Erlebens sie dazu anregte, auch die Worte davon als Zeugnis zu bewahren, sind, bis auf Spuren davon, vergangen. Menschen wie Lukas haben gegen das Vergessen angeschrieben, es war sein Antworten.
Und andere wieder haben die Geschichten vor sich hergetragen, als Schutz und Abwehr gegen die vielen Geschichten, die mit ihrer Wirklichkeit tiefe Furchen in das Gedächtnis der Menschheit eingegraben haben. Furchen entstanden auf dem Acker dieser Welt, aus denen eine Saat entwuchs, welche die Früchte von damals fast zunichte machte.
Den Worten, welche zur Wahrheit der Wirklichkeit öffnen, den Zeichen wird widersprochen und den Geschichten. Ein ‚Licht unter den Völkern’ wirft auch nur seinen Schein so weit, wie es die Grenzen, die das Dunkle schützen, zulassen können.
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