Der Abend steht über dem Land. Die Nacht steigt auf. In der Stille sehen sie auf ihn hin - oder sehen an ihm vorbei und an dem, was auf sie zukommt; Stärke braucht es, um <vor des Menschen Sohn) stehen zu können ohne auszuweichen, ohne nachzugeben, ausgestattet mit der Fähigkeit, vor dem Verhängnis des Untergangs zu fliehen, solange es noch Zeit ist, dem Verderben zu entgehen, um nicht in den Sog hineingerissen zu werden.
Er selber hat nichts verborgen, begraben und versteckt von dem, was ihm anvertraut war, hat seinen Auftrag nicht verraten. Er legt alles ein, was er hat. Er legt alles ein, wovon er lebt. Er hat nichts verloren gegeben, wonach er auf die Suche ging und was er gefunden hat. Er verleugnet eher sein eigenes Leben, als daß er die Sendung verleugnet. Er ist kein Verräter, er gibt sich nicht her für einen Verrat an den Erwartungen und den Hoffnungen seines Vaters im Himmel, der darauf wartet, daß er zu ihm zurückkehrt.
Aus der Ruhe seiner Seele spricht er: <'Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen.'> In ihre Erwartung hinein fallen seine Worte: <'Ehe denn: Ich leide!'>
Es war immer das Osterlamm, das geopfert wurde, um vor Leiden zu schützen, damit Leben erhalten blieb. Ein Erinnerungsbild war es geworden, ein Erinnerungsmahl ist es geblieben durch die vielen Jahre auf dem Weg seit dem: 'Damals', seitdem alle die Geschichten unter ihnen geschehen sind und die Geschichte selber darüber hinweggegangen ist. Ein Fest ist daraus geworden; die Erinnerung ist geblieben an das Ungeheure, das tödlich Drohende, was draußen umgeht.
Damals war es sichtbar, als der Tod nach den Erstgeborenen griff, damals, in einem fernen Land. Diesmal ist das Drohende, das Verhängnis noch verborgen hinter den Horizonten der Geschichte.
'Ich werde es nicht mehr essen, bis 'daß es seine Erfüllung findet - im Reich Gottes.' Es ist nicht mehr notwendig, das feierliche Verzehren das dem Gedenken gewidmet ist, es ist nicht mehr nötig, das tägliche Essen und Trinken. Die Zeit des Essens als Bedingung für das Bleiben im Leben ist vorbei. Jesus löst sich davon, Ein Leben geht zu Ende.
Wenn der nächste Tag anbricht, ist sein Leben schon weitergegangen und sieht zurück auf die Wege der Erde.
Deshalb sagt er hinweisend: Ich werde nicht mehr essen, nicht mehr trinken - in dieser Welt'. 'Nicht mehr will ich!' Essen ist vorbei, Trinken ist vorbei: Aufnehmen, was die Welt gibt, ist vorbei -. 'Ihr! Eßt! Ihr! Trinkt!' Nahrung gibt Kraft - der Leib benötigt die Kraft. Betet, seid stark, ohne sich zu plagen mit Sorgen der Nahrung, die das Herz beschweren!
Ganz leer schon von allem, was beschwert, geht er auf die Aufgabe zu, auf die Arbeit ausgerichtet, die vor ihm liegt, ohne Beschwerung: schon hingegeben mit aller Aufmerksamkeit an das Werk einer 'Taufe', von der er sagte, daß ihm 'bange' sei, bis sie vollendet wird.
Seine Aufmerksamkeit gilt der Nutzung anderer Felder an Kraft, auf denen eine andere Ernte reift als die, die auf den Feldern draußen heranwächst und das Weiterleben gewährleistet.
Seine Wachheit gilt den Kraftfeldern, die im alltäglichen Dasein ungenutzt bleiben und unbenutzbar sind. Dem Ende geht das alles entgegen, wovon es heißt: Ich esse, ich trinke - ich gehe auf den Wegen, auf denen alle gehen, die Mitmenschen, die ihm Frau und Vater, Mutter sind und Bruder und Schwestern. Sie brauchen das alles. Dennoch gilt: 'Hütet euch!' Nicht beschweren mit: Sorgen um den Lebensunterhalt - ! (19.34)
Er braucht es nicht mehr, er ist dabei abzulegen alles, was das Kleid der Sterblichkeit benötigt. Und sieht dabei zurück auf das hin, was unter Menschen nötig ist, alles mit den Fragen nach: Was esse ich, was trinke ich, womit kleide ich mich, in welcher Sprache drücke ich mich aus, damit Ansehen ist und Wohlergehen unter der Menschen.
Alle sind doch auf Wegen, deren Ende sie nicht kennen.
Und sagt dann: Zank und Streit um Plätze ist nicht mehr notwendig - unter denen, die ihm nachfolgen. Nicht als 'Wohltäter' sollen sie erscheinen. 'Ihr nicht auch!' sagt er nur, gibt Weisung, regt an, damit die Größten so werden wie die Jüngsten unter ihnen, die Vornehmen Diener werden. Nicht in der Einbildung. nicht so, daß die Großen den Kleinen und Niedrigen auch noch die Last auferlegen, sie als 'Wohltäter', als 'Retter', als 'Heilande' anzusprechen, die doch in Wirklichkeit Macht haben und Gewalt ausüben und davon ihr Leben haben. Von denen hat er gesagt, daß 'ihr Lohn dahin' ist. Sie haben alles empfangen in ihrem Leben.
Aber seine Menschen werden Mangel haben: sie müssen weitergehen auf dem angefangenen Weg, wenn ihnen Jesus genommen ist. Sie sind alleine, wenn sich erfüllt hat, wovon er sprach. 'Habt ihr je Mangel gehabt?' fragt er. Sie sind mit ihm gegangen auf seinem Weg, Augenblicke erfüllten Seins gab es für sie. Sie gingen wie ein Hochzeitszug übers Feld und rauften Ähren. Da war kein Fasten, da war kein Verzichten. Seine Gegenwart erfüllte ihr Dasein. Aber der 'Bräutigam' wird fortgenommen - das Fest ist zu Ende.
Wenn jetzt noch einmal die Frage gestellt wird: 'Leidet ihr Mangel?' dann wird die Antwort sein müssen: 'Ja.'
Ein Gehen wird sein über die Felder, deren Ernten ihnen nicht gehören, woran sie keinen Anteil haben und Gehen wird sein im Bewußtsein des Mangels. Um des 'Mangels' willen wird sich ihm die Nachfolge verweigern.
Und dann ist es 'genug': Er will nichts mehr hören 'davon'. Nicht dahin geht seine Aufmerksamkeit, nicht dahin blickt Jesus.
Aber seine Jünger kehren zurück in ein Leben, das sie mit den Andren teilen. Und Jesus sagt einfach: <Wer einen Beutel hat, der nehme ihn - und desgleichen auch die Tasche - und wer's nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert.>
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