Kapitel 16, Vers 10/1

<Mit dem gerechten Gut treu sein -> Einen Auftrag hat er erteilt, einen Weg gewiesen, eine Möglichkeit eröffnet, damit das ‚wahre Gut' nicht verloren geht.

<Wenn ihr mit dem Fremden nicht treu seid - wer wird euch geben, was u n s e r ist ?>

Einer spricht von dem, was schon gemeinsam ist, ihnen gehört und Einigkeit herstellt. Aber er stellt eine Frage. Um des wahren Gutes willen steht Jesus gegen die Herrschaft des Mammons: 'Ihr könnt nicht - könnt nicht! - Gott dienen: und dem Mammon!' Es ist wieder da, das 'Ihr könnt nicht!'

Der Zugang zu den Möglichkeiten des Reiches Gottes steht allen offen. Aber wählen muß jeder. Wer nicht lassen kann alles, was er hat, der kommt nicht hinein. Der Weg liegt vor allen offen, der Weg ist nicht einfach zu gehen, die Pforte ist eng und bisher folgten nur wenige diesem Weg. Und Vielen wird am Ende entgegengehalten: Ihr seid nicht die Richtigen, ihr habt kein Recht einzudringen. Die Pforte bleibt geschlossen, bis 'der kommt, der das Recht hat'.(Hes 21)

'Wer im Geringsten treu ist – der - !’ hat Jesus gesagt. 'Wenn dich einer bittet um eine Meile - dann!' 'Gehe mit ihm! Wenn einer dich bittet, dann gib! Wenn jemand zu dir kommt - dann -!'

Das scheint kein Wert sein, zu gering, nichts ist damit zu machen. Es gab, die im Geringen ihre Treue bewiesen, es sind aus Hirten Könige geworden. Geringe sind hoch erhoben worden, um sich im Großen als treu zu erweisen. Aber selten ist ein Mann oder eine Frau erhoben worden nur deshalb, weil sie treu waren im Geringsten. Wer treu ist, der ist jemandem treu, wer vertraut, der vertraut jemandem. Jesus fragt: <'Wer will euch das wahre Gut anvertrauen?’>

Der Sohn in seiner Geschichte veruntreute alles, was ihm anvertraut war. Ihm konnte niemand mehr das 'wahre Gut' anvertrauen, weil ihm nicht zu trauen war. Sein Bruder mußte ihm mißtrauen. Der Vater blieb ihm treu, weil er sich selber vor dem Himmel wußte.

Vor dem Jünger steht der Zweifel: 'Bin ich es, dem das wahre Gut anvertraut werden kann!' Denn was ist, wenn das wahre Gut anvertraut worden ist, und die Klugheit fehlt damit umzugehen, wenn die Kunst mangelt, sich Freunde zu machen?

Es gehört zur Klugheit der 'Kinder der Welt', daß sie verstehen, zwei ganz verschiedenen Herren zu dienen. Jesus weiß, daß er nur einem anhängt und den andren verachten muß. Einer kann von sich glauben, was er will oder andre glauben machen, was er will, daß sie von ihm glauben sollen Einer, der ins Verborgene zu sehen vermag, wird wissen, wohin die Vorlieben gehen und wie die Abhängigkeiten geartet sind und wo der verborgene Haß lauert. Er sieht auch, wo auch unter offenkundigem Haß eine heimliche Liebe verborgen ist.

Recht und Ordnung, auch die Gerechtigkeit und die Wahrheit selber sind Kleider und Hüllen, die nicht nur anzeigen, wer der Träger in seiner Weltwirklichkelt ist, sondern bemänteln und verbergen zugleich die Wirklichkeit des Menschen, der sich damit großtut. Jesus weiß, warum er, scheinbar nur zunächst den Frommen, aber hinter ihnen allen, vorhält: <'Ihr seid's, die Ihr euch selbst als gerecht hinstellt: vor den Menschen! Aber Gott kennt eure Herzen!'> Es sind Leute, die ihrem Glauben treu sind, die zuhören. Seit Johannes wird das Evangelium vom 'Reich Gottes' allen angeboten, sagt er. Die Menschen um ihn dienen dem Glauben und sind zugleich Kinder ihrer Welt und greifen nach dem, was ihnen möglich ist, um teilzuhaben am Gut der Welt. Mit dem 'wahren Gut' wird verfahren wie mit den Reichen in der Welt: 'Jedermann drängt sich hinein - mit Gewalt!' stellt er fest.

'Aber' heißt es dann. Und: <Das alles hörten die Pharisäer> 'Gott kennt eure Herzen'. Ein Zorniger spricht. Jesus kennt auch die Herzen. Man spottet, man lacht über ihn.

Er hält dagegen: <Ihr - die ihr euch als gerecht hinstellt vor den Menschen!> Sie fühlen sich beschimpft, denn was sollen sie anderes tun. Es ist kein Wert, vor den Menschen gering und niedrig dazustehen. Er scheint die Menschen nicht zu kennen - sie haben die 'Hohen' nötig und blicken auf zu den 'Gerechten'.

Aber Jesus wirft ihnen vor: <- was hoch ist unter Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott': < - denn nichts bleibt, wie es ist, sondern was hoch ist, soll erniedrigt werden > (Hes 21,31.)

Jesus hat keine Gelegenheit gehabt, die wirklich Hohen kennen zu lernen, die 'von Gottes Gnade' Amt und Position und ihre Macht in der Welt beziehen.

Irgendwer ist immer da, der zuhört und erwidert, um zurechtzuweisen, in die richtige Ordnung zu bringen und zu regeln. Oder zu unterdrücken, auszulöschen, was zum Licht aufbrennen sollte - um in der Welt den Menschen zu leuchten, damit das wahre Gut erkennbar wird und Treue findet und Anhänger, die sich dem Verdacht ausgesetzt sehen, daß sie die Güter der Welt veruntreuen.

<Sie spotteten sein>: Es ist in Wirklichkeit das: Unmöglich! Das allen seinen Worten Widerstand entgegensetzt. Noch ist es nur Spott.

Der Gedanke liegt nicht so fern, daß sie Jesus vowerfen, daß auch er 'hoch' sein will, damit seine Worte Geltung finden und als Gebot und Gesetz anerkannt werden. Das kann kein 'Gräuel' sein - vor Gott oder den Menschen - oder nur vor einem Gott, wie Jesus ihn sich vorstellt.

Er setzt der Ordnung einer Welt, die erst im Kommen ist, seinen Widerstand entgegen. Aber zwei Gesetze stoßen aneinander und erzeugen eine Reibung, die das Menschliche zerreiben wird, das sich nicht entscheiden kann. Ohne Schuld und ohne Selbstvorwurf wird es kein Leben mehr geben. Dennoch verlangt Jesus eine Wahl.

Alle Gebote, Forderungen, die oft grausamen Regelungen der menschlichen Gesellschaft werden befolgt und fast nie wird ihnen dieses: 'Unmöglich' entgegengesetzt. Jedoch seinen Forderungen die nicht gegen das Menschliche gerichtet sind, wird 'Unmöglich' entgegengesetzt - und doch verlangt es die Seelen, dazu einen Zugang zu finden.

Die Menschen hungern, dürsten nach Gerechtigkeit, nach Liebe, nach Erfüllung der Sehnsucht nach einem Reich des Friedens - wenn nur nicht der Weg dahin schwer wäre, der Zugang dorthin mit Aber! und den Ängsten vor Verlust und Hintersichlassen verbunden wäre.

Ein 'Reich Gottes' wird ersehnt - aber im alten Volk Gottes schon war wenig Hören und Tun nach den Weisungen von Mose an und den Propheten.

Die gewohnten Herrschaftsformen und Völkerbildungen sind haltbar und werden die Zustimmung durch die sie tragenden Menschen nicht verlieren. Und noch ist nicht erschienen, was die Herrschaft des Mammons bedeuten kann.

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