Kapitel 15, Vers 11/4

Auch der Vater war auf der Suche nach einem Grund, auf einem Weg ins Unbekannte, auf dem Weg in die Vergangenheit, um die Erinnerung an sein Kind wiederzufinden, um seinen Sohn begleiten zu können auf seiner Reise in die Ferne, die ihm selber verborgen war wie das Bild, das seinen Sohn getrieben hatte aufzubrechen. Nur der Himmel über ihm konnte noch sehen, wo er war und konnte ihn erhören, wenn er rief.

Sein Ältester, der Erbe, hatte ihn nicht verlassen, nur der Kleinere war gegangen. Aber sein Vater begreift auch gegen das dunkle Schweigen, in das ein Kind gegangen ist: 'Ich bin es, der gesündigt hat gegen den Himmel. Himmel, erbarme dich des kleinen Lebens. Himmel, erbarme dich des Lebens - so weit der Himmel reicht - am Morgen, am Abend, an Tagen und in vielen Nächten, fern hinter den weiten Horizonten der Erde: Erbarmen für dies Kind.'

Im fremden Land, unter fremden Menschen könnte doch einer sein, der an seiner Stelle ruft: 'Laßt die Kinder zu mir kommen!' Sein Sohn ist kein Kind mehr; aber vielleicht steht er als Erwachsener nun dort in allem Elend und läßt die Kinder zu sich kommen - und hält die Hände über sie und segnet sie.

Viele Männer, die Väter waren, haben glauben müssen, daß in der Ferne jemand wäre, der sich ihrer Kinder annehmen würde, und nach ihnen sehen müßte, und die Hände über sie halten könnte, und Segen sprechen über ihnen, weil ihr Vater das nicht mehr tun konnte, und die Kinder ohne Mutter ihren Weg gehen mußten: daß da jemand sei, der ihnen gibt, was sie zum Leben brauchen, wenigstens Muttersprache - und Erinnern an das, was Mütter und die Väter im Herzen trugen.

Und die Kinder, wenn sie groß geworden sind, weinen heimlich um die Mühen, die Leiden ihrer Väter, die sie gelitten haben auf allen ihren Wegen, auf weiten Wegen - und auf denen sie vielleicht nie das Heil, die Erlösung geschaut haben.

Sie hatten einen Himmel über sich und nur den Glauben an den 'Gott des Schauens'.

Der Himmel ist nahe als ein Himmel, der aus den Träumen und Tränen erschaffen ist, getragen vom Glauben, daß Väter und Mütter wiederkommen - oder vom Hoffen, daß Kinder wiederkommen und daß ein Heimkehren ist.

Ins Bewußtsein gehoben ist die Freude eines Vaters: <Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden! Er war verloren und ist gefunden worden!>

Sie waren fröhlich. Der Bruder war zornig. Bitterer Vorwurf spricht aus dem Sohn, der seinen Vater nicht verließ: <'Ich habe dein Gebot noch nie übertreten!' <'Du hast mir nie -!’> Spricht Jesus nun als ein Verlorener des Hauses Israel? Ist er wie ein Bruder, der aus der Ferne kommt und vor seinem Bruder steht - und die Stimme des Brudermenschen erträgt?

Der Bruder hat nie ein Gebot verletzt.

Aber er verletzt den Vater und kränkt seine Liebe, verachtet sein Erwarten und die Hoffnung auf die Wiederkehr seines Sohnes und verfinstert die Freude des Vaters.

'Wir haben Gott zum Vater' kann der Glaube sagen und dahinter steht das Vermissen einer Gabe, die mit den Freunden fröhlich sein läßt.

Dem Bruder, der als Verlorener wiederkommt, kommt das Mißtrauen und tiefe Abneigung entgegen.

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